Alarm: London Grammar

Alarm: London Grammar

Drei musizierende Briten – zwei Männer im Hintergrund, eine Frau an der Front – die mit einer düster-melancholischen Melange aus Synthie- und Indie-Pop auf sich aufmerksam machen … Das kommt einem alles doch irgendwie vertraut vor. Nach Bands wie The xx, Daughter und Chvrches sind nun also London Grammar der neue heiße Scheiß in Sachen modernen New Waves aus UK.

Sie können mit ihrer Ende 2012 via Internet unters Volk gebrachten Single „Hey Now“ und der im Februar 2013 folgenden EP „Metal & Dust“ nicht nur die geneigte Musikjournalie auf sich aufmerksam machen, sondern insbesondere auch Fans dieses derzeit boomenden Genres. Single Nr. 2, „Wasting My Young Years“ (ausgestattet mit einem ganz großartigen Video), landet dann auch gleich mal in den britischen Charts, und das Debütalbum gilt schon vor seiner Veröffentlichung als einer der Anwärter auf den britischen Mercury Music Prize. Damit zählen Hannah Reid, Dot Major und Dan Rothman ganz ohne Zweifel zu den vielversprechendsten Acts dieses Jahres.

Der Clip zur neuen Single „Strong“, entstand unter der Regie von Sam Brown, einem der bekanntesten Commercial- und Videoregisseure Großbritanniens, sorgt zusätzlich für Aufsehen und lenkt die Aufmerksamkeit auf das nun erschienene Debütalbum des Trios aus Nottingham. Mit „If You Wait“ werden Erinnerungen an die Hochzeit des TripHop wach. Von ganz sanft bis bedrohlich eröffnen sich die meist reduzierten London Grammar-Klangwelten – hier unterscheiden sich die drei von den oben genannten Kollegen – und tragen durchweg emotionale Züge der eher dunklen Natur. Der Schmerz in Hannahs alles überlagernder Stimme ist allgegenwärtig – mit einem sensiblen Hang zur Dramatik, der in allen Momenten herzzerreißend, nie aber kitschig wirkt. Elektronischere, fast gut gelaunte Stücke wie „Help Me Lose My Mind“, das bereits auf dem Disclosure Album „Settle“ enthalten war, fallen da eher aus dem Rahmen. Möchte man Kritik üben, kann man die Homogenität des Gesamtwerks bemängeln, das Fehlen von Chaos und echter Abwechslung. Möchte man das nicht, findet man in „If You Wait“ das perfekte Album für Herbstabende allein auf dem Sofa, das einen bisweilen traurig macht, aber auch immer zu trösten weiß.

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