Ang Lee & Jerry Bruckheimer: Hoffnungen liegen auf „Gemini Man“

Ang Lee & Jerry Bruckheimer: Hoffnungen liegen auf „Gemini Man“

Jahrelang lag die Geschichte des alternden US-Geheimdienst-Killers Henry Brogan und seines auf ihn angesetzten Klons Junior in Jerry Bruckheimers Schublade. Gescheitert ist ihre filmische Umsetzung immer wieder an der noch nicht zur Genüge ausgereiften CGI-Technik. 2018 aber war es dann endlich so weit. Der inzwischen 76 Jahre alte Produzent schnappte sich Regisseur Ang Lee und Schauspieler Will Smith und zog mit ihnen unter anderem nach Budapest, um den Thriller endlich auf die Leinwand zu bringen.

Nun also steht Smith täuschend echt seinem 25-jährigen Ich gegenüber, und die neue High Frame Rate von 120 Bildern pro Sekunde ermöglicht zudem ein völlig neues 3D-Erlebnis, das das Geschehen auf der Leinwand realistischer denn je erscheinen lässt.

Für den 64-jährigen Ang Lee, der sich über die Jahrzehnte eher mit Dramen wie „Der Eissturm“, „Brokeback Mountain“ und „Life of Pi“ einen Oscar-prämierten Namen machte, ist es nach „Hulk“ der zweite Actionanlauf. Bruckheimer hingegen hatte mit „Top Gun“, „Fluch der Karibik“ und „Bad Boys“ bereits einiges auf der Action-Agenda. Was Ang Lee an dem Projekt gereizt und Bruckheimer daran so lange gefesselt hat, verrieten die beiden im Interview mit n-tv.de.

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n-tv.de: Mr. Bruckheimer, warum war es Ihnen so wichtig, diese Geschichte eines Tages doch noch auf die Leinwand zu bringen?

Jerry Bruckheimer: Wegen des Ausschöpfens der neuen Technologien. Die Technik war all die Jahre einfach noch nicht soweit. Wir haben immer wieder Tests gemacht, aber „Junior“ sah nie aus wie ein echter Mensch.

Wie einfach oder wie schwer war es, Ang Lee als Regisseur an Bord zu holen?

Bruckheimer: Er mochte das Konzept des Films und das Drehbuch sehr. Er hat noch einige Änderungen vorgenommen, die die Geschichte verbessert, die Charaktere vertieft haben. Er ist ja nicht umsonst ein Oscar-Preisträger. (lacht)

Mr. Lee, was war für Sie die größte Herausforderung an „Gemini Man“? Die High Frame Rate haben Sie ja in „Die irre Heldentour des Billy Lynn“ bereits ausprobiert …

Ang Lee: Das war ohne Frage der junge Will Smith. Vor zwei Jahren sah es endlich so aus, als seien die Technik und die digitalen Möglichkeiten, einen solchen Charakter zu kreieren, in greifbarer Nähe. Ganz sicher waren wir uns aber nicht, ob es funktionieren würde. Ich habe mit CGI schon bei „Hulk“ gearbeitet und auch für „Life of Pi“. Aber dieses Mal war es viel härter, als wir es uns vorgestellt hatten. Aber natürlich war auch die Verwendung der 3D-Technik eine Herausforderung.

Was macht Will Smith zum perfekten Hauptdarsteller in „Gemini Man“?

Bruckheimer: Er ist ein fantastischer Schauspieler. Das ist der Hauptgrund. Aber es war auch wichtig, jemanden zu finden, der schon früh eine Karriere hatte, sodass die Leute den Klon auch wiedererkennen. Auf diese Weise konnten wir uns für Junior an „Der Prinz von Bel-Air“, „Bad Boys“ und so weiter orientieren. Allein mit Fotos wäre das alles nicht möglich gewesen.

Mr. Lee, wie wichtig ist es für Sie nach all den Jahren als Regisseur, sich immer noch weiterzuentwickeln, Neues auszuprobieren?

Lee: Etwas auszuprobieren, lehrt uns immer wieder Neues darüber, wie wir Dinge sehen und verarbeiten. Warum wir etwas glauben oder nicht, warum wir es schön finden und so weiter. Das führt uns bis hin zu unserer eigenen Existenz. Sind wir real oder nicht? Also ist jedes neue Medium ein guter Anlass, dorthin zu gehen und diese Fragen neu zu stellen.

Sind technische Errungenschaften inzwischen wichtiger als ein gutes Storytelling? Kriegt man die Leute nur damit wieder zurück in die Kinos?

Lee: Ja, deswegen arbeite ich so hart dafür. Ich denke, es ist ein Weg, aber nicht der einzige. Ich habe die Idee von einem Kinoerlebnis, das dein Leben verändert. Das ist mit einem gestreamten Film auf einem Smartphone sicher nicht möglich. Es ist etwas ganz anders, mit einer Gruppe Menschen in einem dunklen Raum zu sitzen und etwas Besonderes zu erleben. Und ja, es ist den Menschen heutzutage wichtiger, unterhalten zu werden und etwas Abstraktes, Spirituelles zu erleben, als nur eine Geschichte erzählt zu bekommen.

Wenn Sie in der Realität wie Henry Brogan die Möglichkeit hätten, Ihr jüngeres Ich zu treffen, welchen Rat würden Sie ihm geben?

Lee: Das wird gottlob nicht passieren. Ich habe also nie darüber nachgedacht, denn es ist – und bleibt hoffentlich – Science-Fiction. Wir haben in der Realität mehr mit unserem eigenen Innern zu kämpfen. Das versuche ich, im Film zu visualisieren.

Bruckheimer: Mein Rat: Gehe immer weiter voran, sieh dich nicht um, aber lerne aus der Vergangenheit. Umarme die Zukunft!

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