Bart statt Botox

Bart statt Botox

Neulich war ich mal wieder auf einem Konzert. Die Band nennt sich Eels. Eingeweihten dürfte sie ein Begriff sein, alle anderen könnten sie gern bei YouTube suchen. Frontman Mark Oliver Everett zeichnet sich seit Jahr und Tag durch einen nicht unbeträchtlichen Bart aus, und auch der Rest seiner Kombo hat sich seinem Äußeren angepasst. So standen dort also sieben mittelalte, bärtige Männer mit Sonnenbrille in Weste und mit Schlips auf der Bühne und spielten ihre Instrumente, als gäbe es kein Morgen mehr.

Und während ich dort so stand, dem lauschte und meinen Blick durchs Publikum schweifen ließ, geriet ich etwas ins Grübeln, denn diese Vorliebe zum langen bis überlangen Bart scheint sich mehr und mehr durchzusetzen, und das nicht nur bei mittelalten Musikern. Wohin man auch schaut tragen Typen, die etwas auf sich halten, so viel Haar im Gesicht, wie sie nur können. Gut, bei einigen ist das weniger, aber bei anderen eben mehr. Prinzipiell kann man festhalten: Je weniger Haare einem auf dem Kopf geblieben sind, umso länger muss der Bart sein. Die Eels sahen dabei ein bisschen aus wie eine Mischung aus ZZ Top, The Black Crowes und dem aktuell etwas verlotterten Brad Pitt.

Ich mags, doch sicherlich kommt dieser offenbar ansteckend ansteigende Drang zur ausufernden Gesichtsbehaarung nicht bei allen Frauen gleich gut an. Dabei glaube ich verstanden zu haben, dass der Bart an sich doch nicht mehr ist als das Botox/das Hyaluron des Mannes. Wo Frau sich aus naturgegebenem Anlass nichts wachsen lassen kann, muss die Spritze her. Mann lässt sich einfach einen Bart stehen, schon ist die Naso-Labial-Falte (das ist die neben den Mundwinkeln) Geschichte. Und dann heißt es, Frauen wären nicht in der Lage, in Würde zu altern. Männer tun das ganz offenbar genauso wenig, wenden nur andere Methoden an, um es zu vertuschen. Diese gelten dann auch noch als total angesagt und super cool, und preisgünstiger sind sie außerdem.

Ein klein wenig neidisch bin ich schon.

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