Bunt. Bunter. Bescheuert.

Bunt. Bunter. Bescheuert.

Ich bin prinzipiell Pro-Tattoo, und das schon seit Anfang der 90er. Gut, gerade, was aus dieser Zeit stammt, ist einem heute eher peinlich, während man öffentlich ganz überzeugt behauptet, dazu zu stehen, weil es doch zu einem gehört und Teil der eigenen Geschichte ist. Meist halt kein schöner Teil. Und leider auch nach so vielen Jahren alles andere als Geschichte.

Inzwischen hat das Tätowieren einen völlig anderen Stellenwert, und zu den Metzgern von einst gesellen sich auch immer mehr fähige Künstler, die tatsächlich hübsche Dinge vollbringen. Warum es allerdings auch im 21. Jahrhundert noch so viele schlimme neue Tätowierungen gibt, ist mir ein Rätsel, denn Geiz ist hier ja alles andere als geil. Was ich erst neulich bei einem an dieser Stelle nicht näher benannten Event elektronischer Musik vor die Augen kam, war erschreckend und an ganz objektiver Hässlichkeit vielfach kaum zu überbieten. Fast war man geneigt, sich trotz sonniger 30 Grad besser ein Jäckchen überzuwerfen, um nicht „dazu zu gehören“. Wann wird der Beruf des Tätowierers nur endlich auch als solcher anerkannt, mit dreijähriger Lehre und ordentlicher Abschlussprüfung von offizieller Stelle? Warum darf jeder Pfuscher nach zwei Versuchen auf Schweinehaut die Maschine in die Hand nehmen und Körperverletzung der langlebigsten Art betreiben? Und die noch viel wichtigere Frage: Wieso gibt es immer noch so viele Leute, die das mit sich machen lassen?

Längst ist das Tätowieren nicht mehr nur bestimmten Schichten oder Interessensgruppen vorbehalten. Knastbrüder sind heute eher die Ausnahme. Häufig ist der Bankangestellte unter seinem Hemd bunter als der um einen Kredit für einen neuen Bock bettelnde Harleyfahrer. Sogar die Volksmusikszene hat das Tätowieren nun für sich entdeckt. Florian Silbereisen zeigte sich dieser Tage in nasser Badehose mit einem Bild auf dem Oberarm. Und als sei dieser Anblick an sich nicht schon schlimm genug, ist es ausgerechnet Kollegin und „Lebensgefährtin“ Helene Fischer, die er sich hat stechen lassen. Er habe sie mit diesem Tattoo im Bett überrascht, erzählt Silbereisen – und spätestens jetzt denke ich ernsthaft über die Notwendigkeit von Zwangslaserbehandlungen nach …

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