Buzzy Lee hat Melancholie im Blut

Buzzy Lee hat Melancholie im Blut

Mit „Spoiled Love“ veröffentlicht Buzzy Lee ein melancholisches Debütalbum, das perfekt in diese Zeit passt. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich die Tochter von Regie-Legende Steven Spielberg. ntv.de hat mit ihr über die Bürde ihres Nachnamens und ungewollte Lana-Del-Rey-Vergleiche gesprochen.

Der Nachname Spielberg kann einem sicherlich nicht nur in Hollywood viele Türen öffnen. Vor allem dann, wenn man tatsächlich mit Regie-Ikone Steven Spielberg verwandt ist. So wie Sasha Rebecca Spielberg, seine Tochter. Doch statt diesen Umstand zu nutzen, veröffentlicht die 30-Jährige bereits seit Jahren Musik unter diversen Pseudonymen. Derzeit fokussiert sie sich auf ihr Alter Ego Buzzy Lee und bringt nach einer EP in 2018 mit „Spoiled Love“ nun das erste Album heraus, das in Zusammenarbeit mit dem New Yorker Musiker Nicolas Jaar entstand.

Darauf präsentiert sie sich in intimen Songs mit zarter Stimme als introvertiertes, zerbrechliches Wesen mit dunklen Flecken auf der Seele. Nicht selten wird Buzzy Lee – womöglich aufgrund der Nostalgie, die in ihrer Musik mitschwingt – mit Kollegin Lana Del Rey verglichen. ntv.de hat mit ihr darüber gesprochen, warum dieser Vergleich auch für sie selbst hinkt, wie es ist, eine Spielberg zu sein und warum sie der Musik der Schauspielerei gegenüber immer den Vorzug geben würde.

Buzzy Lee ist nicht dein erstes Musikprojekt. Du hast zuvor unter dem Namen Wardell bereits Musik mit deinem Bruder Theo gemacht. Warum jetzt dieses Soloprojekt?

Buzzy Lee: Wir haben 2010 als Brother/Sister angefangen, ehe wir uns zu Wardell umbenannt haben. Das lief also eine ganze Weile. Unsere letzte Platte erschien 2019. Wir haben immer zusammen Songs geschrieben und sind gemeinsam auf Tour gegangen. Wir haben als Bruder und Schwester eine wirklich besondere Verbindung. Ich hatte aber so viele eigenen Songs, die Theo nicht für Wardell haben wollte. Ich aber wollte sie unbedingt veröffentlichen und das ist der Grund, warum es nun Buzzy Lee gibt. Ich bin dann auch mit nur einer weiteren Person getourt, das war schon was Besonderes für mich. Seitdem kann ich mir es kaum noch vorstellen, wieder mit sechs Leuten unterwegs zu sein. Und deswegen habe ich Buzzy jetzt in den Fokus gestellt.

Gibt es eine Geschichte hinter dem Pseudonym?

Ich finde zum einen, dass es einfach gut klingt. Zum anderen ist Lee der Name meiner Großmutter, die mich sehr beeinflusst hat. Und Buzzy war ihr Spitzname, also habe ich das beides einfach kombiniert. Namen sind schon eine seltsame Sache …

Du musst es wissen, deiner ist immerhin Spielberg … Wäre der nicht auch eine Option gewesen?

Es ist tatsächlich ein ziemlich großer Nachname und ich wollte nicht, dass er am Ende die Musik überstrahlt. Deswegen haben wir immer unter anderen Namen veröffentlicht. Außerdem gibt es einen Youtube-Star namens Sasha Spielberg mit Millionen von Followern. Das ist der eigentliche Grund, warum ich mich dagegen entschieden habe. (lacht)

Buzzy Lee ist zudem schon etwas griffiger als Sasha Rebecca Spielberg … und passt irgendwie auch besser zu der doch sehr melancholischen und intimen Musik, die du machst. „Spoiled Love“ ist das Album einer Trennung, richtig?

Ja, tatsächlich. Ich habe mich von meinem Freund getrennt. Aber meine Songs sind auch so immer melancholisch. Ich sitze ja allein am Piano, da kommt nicht so viel Fröhlichkeit auf. (lacht) Ich fühle mich einfach melancholisch, wenn ich allein bin.

Ich habe in verschiedenen Artikel über dich gelesen, dass man dich gern mit Lana Del Rey vergleicht. Ich persönlich empfinde das nicht so. Wie geht es dir damit?

Grundsätzlich ist der Vergleich erstmal okay. Ich finde sie wirklich fantastisch. Viele meiner Freunde sind große Fans von ihr. Sie ist cool und talentiert, aber ich habe den Vergleich auch nie verstanden. Selbst unter meinen Instagram-Fotos schreiben Leute, ich wäre „so Lana“ – eine jüdische Lana mit dunklen Haaren dann wohl am ehesten. (lacht) Vergleiche in der Musik sind sowieso interessant. Immer knüpfen wir eine Verbindung zu etwas, an das uns das Gehörte erinnert, und vergleichen, um es zu verstehen. Aber ich freue mich, dass dich meine Musik nicht an Lana erinnert. (lacht)

Die Songs waren bereits vor Ausbruch der Pandemie fertig, sodass du die Chance hattest, gemeinsam mit Nicolas Jaar zu reisen, um es aufzunehmen.

Ich habe die ersten Songs bereits 2017 geschrieben, und 2019 haben wir mit den Aufnahmen begonnen, in einem Studio in Norditalien. Das lag daran, dass Nicolas bereits dort war und ich ihm einfach gefolgt bin. Das Studio dort war unglaublich. Zu der Zeit habe ich außerdem einen Franzosen gedatet, da war es einfach gut, in Europa zu sein. (lacht).

Stand das Veröffentlichungsdatum im Januar 2021 seinerzeit schon fest oder habt ihr diesbezüglich eure Pläne angepasst? Auf Tour gehen kannst du damit ja auch jetzt erstmal nicht.

Es sollte tatsächlich deutlich früher erscheinen, aber dann kam Corona. Und selbstverständlich wollte ich damit auch auf Tour gehen. Wir haben das Release immer weiter verschoben. Aber jetzt muss es einfach raus.

Wie geht es dir persönlich mit der Situation? Gerade Kalifornien, wo du lebst, ist ja schwer von Corona betroffen.

Natürlich ist es schlimm, Menschen nicht treffen zu können und dass alles geschlossen ist, gerade für Leute, die sowieso schon von Ängsten geplagt werden. Aber zu Beginn habe ich es noch positiv gesehen, dass eine höhere Macht uns dazu zwingt, mal eine Pause einzulegen. Man muss nichts tun, das man nicht tun will. Aber nach und nach änderte sich das. Ich dachte irgendwann: ‚Verdammt, ich will nach Ibiza reisen!‘ (lacht) Ich habe stattdessen sehr viel Reality-TV geschaut, aber davon hatte ich dann auch irgendwann genug.

Du hast in der Vergangenheit auch schon als Schauspielerin gearbeitet. Wenn du dich entscheiden müsstest, würdest du der Musik den Vorzug geben?

Zu 100 Prozent. Ich wollte früher unbedingt Schauspielerin werden. Als ich dann etwa 19 Jahre alt war, hat sich das dann mehr in Richtung Musik entwickelt, weil sie mich viel mehr berührt als die Schauspielerei. Heute schauspielere ich nur noch für Projekte von Freunden.

Aber hat dich dein Vater nie vor einen Job im Filmbusiness gewarnt?

Er hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass wir alle zur Schule gegangen sind, gute Noten hatten und das College besuchten, um einen guten Abschluss zu machen. Ansonsten hat er uns immer bei allem unterstützt. Da hatte ich Glück.

Ist der Name Spielberg ein Türöffner oder bereitet dir das auch schon mal Probleme, weil du womöglich häufiger im Mittelpunkt stehst, als einem lieb ist?

Ich versuche zu vermeiden, meinen Namen überhaupt zu sagen. Wenn ich aber beispielsweise wegen eines Rezepts in der Apotheke stehe, hinter mir eine Schlange, und mich die Angestellte dann nach dem Namen fragt, flüstere ich ihn. Natürlich kommt dann: „Was?“ und ich sage ihn ein bisschen lauter. Bis sie ihn dann richtig laut wiederholt. Das ist mir schon sehr unangenehm. (lacht) Ich bin nämlich ziemlich schüchtern. Aber in Sachen Musik hätte mir der Name sicher nicht geholfen, er hätte eher vom Inhalt abgelenkt.

Welche Hoffnung hast du für dieses Jahr? Denkst du, noch auf Tour gehen zu können mit „Spoiled Love“? Und stünden dann auch Europa und Deutschland auf dem Plan?

Europa auf jeden Fall, ich liebe es so sehr. Ich würde gern überall hin und hoffe, dass es klappt, bin aber nicht sehr optimistisch. Ansonsten fange ich diesen Monat schon mit den Aufnahmen zu meinem nächsten Album an und schreibe auch weiterhin Musik. Und dann zähle ich die Tage, bis es wieder auf die Bühne geht.

Warst du schon mal in Deutschland?

Ja, etwa vor sechs Jahren, da war ich in Berlin und fand es toll. Dort ist eine so verrückte Szene und ein ganz besonderes Nachtleben …

Normalerweise …

Normalerweise …

Es ist gut möglich, dass die kleinen, intimen Clubs, in denen auch du auftreten würdest, nach der Pandemie nicht mehr existieren. Dann müsstest du womöglich ins Stadion ausweichen …

Ja, das stelle ich mir toll vor. Ich auf der Bühne eines Stadions am Klavier und im Publikum zehn Leute, die mir zujubeln. (lacht)

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