Coldplay – A Head Full Of Dreams

Coldplay – A Head Full Of Dreams

Über einen Mangel an Gästen für ihre neues Album können sich Coldplay wirklich nicht beklagen. Namedropping deluxe, denn sogar Präsident Obama ist dabei. Seine „Amazing Grace“-Performance von der Trauerfeier für die Opfer eines Amoklaufs ist bei „Kaleidoscope“ zu hören. Außerdem haben sich Beyoncé und ihre Tochter Blue Ivy, Noel Gallagher und Chris Martins Ex Gwyneth Paltrow und ihre gemeinsamen Kids Apple und Moses zur Mitarbeit zwingen … äh … hinreißen lassen. Coldplay-Fans der allerersten Stunde sind bereits vor einigen Alben abgewandert. Zu sehr hatte sich die Band fürs große Stadion präpariert und war zu einem schlechten U2-Klon mutiert. Einige dieser Abtrünnigen konnten die Briten mit ihrem sechsten Werk „Ghost Stories“ womöglich sogar wieder zurückholen, zeigten sie sich hier um einiges ruhiger, reduzierter, elektronischer als noch beim Pop-Vorgänger „Mylo Xyloto“. Wer allerdings Hoffnung auf eine langfristige Rückbesinnung auf die Wurzeln hegte, wird voller Angst auf „A Head Full Of Dreams“ schielen.

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Chris Martin verriet bereits in Interviews, dass es „fröhlicher“ ausfalle, als „Ghost Stories“, dessen Songs nach der Trennung von Gwyneth entstanden und daher melancholischer waren. Eben so, wie man Coldplay einst kennen und lieben gelernt hatte, denken wir nur mal ans Debüt „Parachutes“ zurück. Das siebte Album nun macht wieder die ganz großen Fässer auf, versucht sich an Hymnen, geht musikalisch neue Wege und ist tatsächlich wieder bunter und lauter als zuletzt. Das dürfte den eben erst zurückgekehrten Alt-Fans nicht schmecken. Titel wie „Hymn For The Weekend“, „Fun“, und „Amazing Day“ machen klar, wohin die Reise geht, nämlich in Richtung Lebensfreude, gute Laune und Tanzbarkeit. Eigentlich nicht das, was man sich von Coldplay erhofft. Doch heute braucht es eben vor allem glitzerndes Entertainment, um die Menschen bei Laune zu halten, und das gibt es mit diesem Album sicherlich genauso wie auch auf der anstehenden Stadiontournee. Ein Rahmen, in dem die intimen, melancholischen Songs der ersten Stunde womöglich sowieso nicht mehr so gut funktionieren. Und da auch Stadion-Profi Avicii wieder seine Finger im Spiel hatte, ist man zumindest in Richtung „höher, schneller, weiter“ auf dem richtigen Weg.

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