Daughter – If You Leave

Daughter – If You Leave

Lebensbejahend ist dieses Album sicher nicht. Das britische Trio Daughter – bestehend aus Elena Tonra, Igor Haefeli und Remi Aguilella – widmet sich auf seinem Debüt „If You Leave“ Themen wie Trauer, Verzweiflung und totaler Frustration. Was jetzt zunächst wie eine musikalische Aufforderung zum Selbstmord klingt, entstand im Verlaufe einiger Monate an verschiedenen Orten in London und erinnert – zumindest akustisch – an ein anderes britischen Trio, nämlich The xx.

Vielleicht auch noch an die Kollegen Esben And The Witch. Frontfrau Elena Tonra präsentiert die Texte voll negativer Gefühle mit einer engelsgleichen Stimme, und es ist diese Diskrepanz, die das Album von Daughter dann doch so anders macht.

Sollte man meinen, dass Musik, die sich mit den weniger schönen aber unbestreitbar vielfältig vorhanden Dingen des Lebens beschäftigt, etwas Beunruhigendes hat, erfährt man durch Songs wie „Youth“ das genaue Gegenteil. Zurückgenommen, warm und eben eins: irgendwie beruhigend. Elena Tonra vermag mit ihrer unprätentiösen Stimme so viel mehr auszulösen. Jeder Ton, jedes Zittern und Kräuseln scheint bewusst gesetzt, vermittelt Schuld, aber auch Zuneigung, und verfehlt nur selten, nein, nie seine Wirkung. Dabei ist „If You Leave“ so gefühlvoll wie schnörkellos, und auch die Wahl der einzelnen Songtitel setzt auf Prägnanz, verzichtet auf Firlefanz. „Still“, „Tomorrow“, „Touch“, „Human“ und „Amsterdam“ lauten sie zum Beispiel, und geben den Songs so viel Raum für Entfaltung, ohne vorab zu viel zu verraten. Eine gewisse Rätselhaftigkeit haftet allen Stücken an und macht sie umso spannender.

Bisweilen bösartig, maximal tiefgründig, voller Dramatik, jedoch ohne Pathos erzählt „If You Leave“ von Wut und Selbsthass, Angst und Zweifeln, unterschwellig aggressiv und dennoch mit so viel Gefühl, dass einem ganz warm ums Herz wird.

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