David August – Times

David August – Times

David August ist gerade einmal Anfang 20 und dennoch schon jetzt einer der bemerkenswertesten Protagonisten elektronischer Musik unserer Zeit. Gottlob wirft der Hamburger weit mehr Talent und weit weniger Skandale in den Topf als Justin Bieber und ist so zwar ähnlich jung, aber doch qualitativ meilenweit vom wohl nervigsten Pop-Pubertierenden aller Zeiten entfernt.

August, der eigentlich Nattkemper heißt, hat das Label, auf dem er seit 2009 veröffentlicht – Diynamic – geprägt, wie auch das Label ihn. Nummern wie „Hamburg For Lovers“ und „Moving Day“ beeindruckten nicht nur den gewöhnlichen Clubgänger, sondern erreichten auch Menschen abseits des Tanzflurs. David August ist nämlich keinesfalls ein schnöder Produzent flooraffiner Tracks im 4/4-Takt, sondern überzeugt durch ein hohes Maß an Musikalität, die er unter Einbeziehung zahlreicher Einflüsse zu wunderschönen Klängen formt.

Das belegt mit „Times“ nun auch sein erstes Album, an dem er hochkonzentriert gearbeitet hat. Sonst selbst als DJ unterwegs, hat August für die Produktion seines Debüts diesen Job eine Weile auf Eis gelegt, um sich komplett auf die Studioarbeit konzentrieren zu können. Und so präsentiert sich sein Erstling eben nicht als simples Tool für Plattendreher, sondern als ein 14 Stücke umfassendes Gesamtkunstwerk, das wenig Zeug zum Tanzen, viel aber zum Hören, Fühlen und Entdecken bietet. Ressourcen auszuschöpfen, sich der gesamten Bandbreite der Musik zu bedienen und sie mit elektronischen Sounds unterschiedlichster Genres zu kombinieren – so der Plan, den David August für „Times“ gekonnt umsetzte. Melodiös, dramaturgisch durchdacht, dennoch funktional und vor allem wohltuend. Zeitgenössisch und zeitlos zugleich.

August selbst lässt viel Raum für Spekulationen und Interpretationen, deuten auch Songs wie „Forgive Me If I Bleed“ oder „I Don’t Care About Your Goal“ auf einen recht persönlichen Bezug hin. Wie er diesen Album empfindet und was es bei ihm auslöst, ist dem Hörer stets selbst überlassen. Hier wird einem keine dumme Plattitüde aufs Auge bzw. Ohr gedrückt, die Musik Augusts hält keinem Korsett stand und ist so vielfältig wie tiefgründig. Von ihm werden wir in Zukunft hoffentlich noch ganz viel hören.

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