David Bowie – The Next Day

David Bowie – The Next Day

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an …“ sang seinerzeit zwar Udo Jürgens, doch ist es jetzt David Bowie, der mit seinen inzwischen erreichten 66 Jahren musikalisch noch einmal neu durchstarten möchte. Neu allerdings nur bedingt, zehrt eine Kultfigur wie David Bowie natürlich hinlänglich vom Glanz vergangener Tage. Das macht es einem als Musikjournalisten aufgrund der Gesamtheit aller geleisteten Dienste an der Musikgeschichte gemeinhin schwer, objektiv zu bleiben, wenn der Name Bowie fällt.

Mehr als 140 Millionen verkaufte Tonträger – das flößt Respekt ein. Bowies seinerzeit innovatives Spiel mit den Geschlechtern – bis heute tausendfach kopiert und zitiert –, sein einzigartiger Ziggy Stardust-Alter Ego, ganze 23 Alben und zahlreiche kultige Filmauftritte ebenso.

Und auch noch nach den legendären 70ern ist Bowie musikalisch tatsächlich immer wieder Großes gelungen, während andere zum Kult avancierte Stars dieser Zeit entweder früh im Drogensumpf umkamen, heute noch lebend oft nur ein Schatten ihrer selbst sind oder direkt unbemerkt in der Versenkung verschwanden. Allerdings liegt die Veröffentlichung seines letzten, vielgelobten Albums „Reality“ nun auch schon zehn Jahre zurück. Kollaborationen mit Künstlern der Jetztzeit wie Kashmir und deren Song „The Cynic“ – vertreten auf „No Balance Palace“ –, im Background von TV On The Radios „Province“ vom Album „Return To Cookie Mountain“ und Scarlett Johanssons „Falling Down“ von deren Debütlongplayer „Anywhere I Lay My Head“ folgten dem.

Nun also ist es Zeit für ein neues Bowie-Werk, und es geleitet uns musikalisch durch alle bisher dagewesenen Epochen des gebürtigen Briten. So muss die erste, thematisch Bowies Ex-Wahlheimat Berlin behandelnde Single „Where Are We Now“ wohl durchaus als ernst zu nehmende Frage behandelt werden, als eine künstlerische Orientierungssuche, der Bowie im Verlauf der übrigen Albumtracks gewissenhaft nachgeht. Single #2, „The Stars (Are Out Tonight)“, zeigt sich dagegen temporeicher, fast ekstatisch und dabei recht selbstreferentiell, ohne zu verklären. Alles in allem schon mal zwei vielversprechende weil facettenreiche Vorboten auf das, was es nun endlich mit „The Next Day“ zu hören gibt. Glamrock-Hymnen, Dancefloor-Rhythmen und Melancholie-Poetik treffen auf diesem Album zusammen und bilden eine Art Bilanz der gesamten musikalischen Vergangenheit Bowies, ohne dabei ewig gestrig zu wirken. Musik, die keiner weiteren Erklärung bedarf, weshalb sich er Künstler wohl auch hinsichtlich etwaiger Interviews dazu komplett zurück hält. Es ist eben genug gesagt …

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