Demontage als Selbstvermarktung

Demontage als Selbstvermarktung

Dank mobiler Datenübertragung ist heute jede Information binnen weniger Sekunden weltweit im Internet verfügbar. Auch peinliche Verfehlungen bleiben so in den seltensten Fällen im Verborgenen. Sie werden direkt bei YouTube hochgeladen und via Facebook geteilt, damit sich möglichst viele Menschen daran ergötzen können. Das kann Königskinder wie den nackten Harry oder die obenrum blanke William-Gattin Kate ebenso treffen, wie den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Romney, der bei vermeintlich ausgeblendeter Öffentlichkeit sein wahres Gesicht zeigt und viele Monate Wahlkampf in die Tonne tritt … In allen drei Fällen waren die aufgetauchten Bild- und Videodokumente sicher nicht im Sinne der Betroffenen.

Doch auch etwaigen Betäubungsmitteln gegenüber aufgeschlossene D-Promis stehen immer wieder im allzu grellen Rampenlicht – auf eine Art und Weise, die jedem Normalsterblichen für ewig die Schamesröte ins Gesicht meißeln würde. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass Mark Medlock und Jenny Elvers-Elbertzhagen in positivem Zusammenhang in den Medien präsent waren. Ihre jüngsten Auftritte – ob auf der Jubiläumsfeier eines Reifenherstellers oder im Regionalmagazin des NDR – sind womöglich nur eine mehr oder minder kluge Selbstvermarktungsstrategie. Und wir, die wir diese Videomitschnitte tausendfach teilen, Werkzeug des diskussionswürdigen letzten Strohhalms, um die längst am Boden liegende und nur noch leise röchelnde Karriere zu retten. Ebenso beschämend, dass ein Sender wie der NDR da nicht einschreitet … Das hat RTL-Niveau.

Contenance ist ein Wort aus dem Französischen, das den beiden entweder nicht geläufig oder schlicht egal ist. Hier wird sich durch die Show gepöbelt, dort durch die Sendung gelallt. Darüber ärgern dürfte sich besonders eine: Bettina Wulff, die plötzlich aus den Schlagzeilen verschwunden ist, die sie aber doch braucht, um weiterhin in exorbitanten und nicht nachvollziehbaren Mengen ihre erschütternden Erfahrungen als Politikergattin zu verkaufen und sich so noch mehr die Taschen voll zu machen. Aber auch hier ein Schelm, wer glaubt, die Diskussion um ihre vermeintliche Vergangenheit im Rotlichtmilieu stünde irgendwie in Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihres Buches …

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