„Der Nachname“: Was sich liebt, das hasst sich

„Der Nachname“: Was sich liebt, das hasst sich

2018 streitet eine Familie in „Der Vorname“ über die Wahl des selbigen für den anstehenden Nachwuchs. Nun steht eine gemeinsame Reise nach Lanzarote an und wieder schickt Sönke Wortmann seine Protagonisten durch die wortgewaltige Familienhölle.

Vor vier Jahren brachte Sönke Wortmann mit „Der Vorname“ das Remake des französischen Films „Le Prénom“ ins Kino, seinerseits eine Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte aus dem Jahr 2010. Die Geschichte um eine gutbürgerliche Familie, die bei einem Abendessen über den – angeblich – gewählten Vornamen des ins Haus stehenden Nachwuchses in Streit gerät und alsbald weit mehr Themen als dieses verhandelt, lockte über eine Million Zuschauer ins Kino. Schon eine Weile nun ist „Der Nachname“ als Nachfolger fertiggestellt, dessen Start aufgrund von Corona jedoch zunächst verschoben werden musste.

Dass es überhaupt so etwas wie eine Fortsetzung gibt, ist auch Drehbuchautor Claudius Pläging zu verdanken, der den Grundgedanken des Theaterstücks weiterentwickelt und jede Menge Ideen um eine neue Diskussion herum gestrickt hat. Dieses Mal steht – wie der Filmtitel erahnen lässt – die Wahl des Nachnamens nach einer Eheschließung im Mittelpunkt.

Jede Menge Geheimnisse

Mutter Dorothea (Iris Berben) hat klammheimlich den deutlich jüngeren René (Justus von Dohnányi), einen alten Freund der Familie, geehelicht. Jetzt lädt sie ihre Kinder Elisabeth (Caroline Peters) und Thomas (Florian David Fitz) mit ihrem jeweiligen Anhang – Stephan (Christoph Maria Herbst) und Anna (Janina Uhse) – auf die Familien-Finca nach Lanzarote ein. Als dort dann die neuen Familienverhältnisse präsentiert werden, stößt das vor allem bei Thomas auf Unmut, bei den anderen mindestens auf Unverständnis. Elisabeth, als gute Freundin Renés, ist vor allem tief verletzt.

Dass René auch noch Thomas‘ ehemaliges Zimmer in der Finca verschlossen hält, macht die Sache für ihn nicht besser. Das Geheimnis dahinter und noch so einige mehr kommen im Laufe der nun anstehenden (Streit-)Gespräche ans Licht. Und all das entbrennt aufgrund des Umstands, dass die als selbstbestimmt bekannte Dorothea Renés Nachnamen angenommen hat und jetzt König heißt.

Wie schon in „Der Vorname“ ist aber auch das nur Mittel zum Zweck und die Initialzündung für jede Menge weitere harte Wahrheiten und bittere Erkenntnisse. Allerdings lässt sich anhand von Dorotheas Entscheidung erstmal über die Bedeutung von Namen im Allgemeinen, aber auch über die eigene Identität, Geschlechterrollen sowie ihre Machtverhältnisse im Speziellen diskutieren.

Viele Probleme, keine Lösungen

Am Ende aber hat jeder in der Familie eine unschöne Meinung über den anderen, die früher oder später, freiwillig oder versehentlich, ans Licht kommt. Und auch Geheimnisse verbirgt die Sippschaft zuhauf, sodass beinahe im Sekundentakt irgendetwas Neues gelüftet wird. Zeit zum Durchatmen bleibt kaum, was es bisweilen etwas anstrengend macht, den vielen Ereignissen aufmerksam zu folgen. Und leider versickern so auch einige der ernsthafteren Probleme im großen Ganzen. Vieles wird zwar kommentiert, aber weder gelöst noch final besprochen.

Wer einen Sönke-Wortmann-Film sehen möchte, der weiß in Sachen Cast und Humor, was ihn erwartet. „Der Vorname“, „Contra“„Eingeschlossene Gesellschaft – Hier macht „Der Nachname“ keinen Unterschied. Dass Herbst, von Dohnányi, Fitz und Co. ein eingespieltes Team sind und gut miteinander harmonieren, bringt genug Spaß, um über die genannten Schwächen des Films hinwegzutäuschen. Und so bietet „Der Nachname“ unterhaltsame 87 Minuten voller bissiger Dialoge und Albernheiten, die so manch einen schon mal auf den alljährlichen Heimatbesuch zu Weihnachten vorbereiten dürften.

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