Die Ekelsaison ist eröffnet

Die Ekelsaison ist eröffnet

Es wird angegrillt, und das bedeutet: Fleisch, Fleisch und noch mehr Fleisch in meiner Facebook-Timeline, bei Instragram, Twitter und so weiter. Bereits jeder Dritte hält jetzt, wo die Temperaturen erfreulicherweise besonders früh die 20 Grad-Marke geknackt haben, sein Gesicht, seinen über den Winter eh schon aus der Form geratenen Body inklusive Hand mit Gabel und aufgespießter Wurst, aufgespießtem Steak oder aufgespießtem Wasauchimmer in die Kamera seines Smartphones. Wenn er das Objektiv nicht gleich direkt auf das Objekt seiner Begierde richtet, das auf dem Grill still und leise vor sich hinbrutzelt. Nur selten sieht das appetitlich aus.

Ich möchte gar nicht wissen, was dieser alljährlich wiederkehrende Trend bei den veganen Nutzern besagter Social Media-Kanäle nachhaltig anrichtet. Aufgrund häufig doch recht militanter Ansichten führt das sicherlich zu der einen oder anderen Entfreundung. Wie schnell fühlt man sich von so viel Fleisch belästigt? Vermutlich ähnlich schnell, wie sich Aasverzehrer von den von Veganern gern geposteten Massentierhaltungsabschreckungsvideos zum Menschen zweiter Klasse degradiert fühlen. Ein ausdrucksstarker Appell ans schlechte Gewissen kann ja nicht schlecht sein. Oder?

Ich gebe zu, dass mir sowohl das eine, als auch das andere suspekt ist. Radikalismus ganz allgemein auf der einen Seite, aber auch das Posten von Essen – ob vegan, vegetarisch oder früher lebend, jetzt tot – auf der anderen. Und so wünsche ich mir – natürlich völlig aussichtslos – auch für diese Sommersaison nicht viel, doch zumindest eine Mahlzeiten-, Nacktefüße- und Horrorvideo-freie Facebook-Timeline.

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