„Die Känguru-Verschwörung“: Ein Beuteltier im Kampf gegen Aluhutträger

„Die Känguru-Verschwörung“: Ein Beuteltier im Kampf gegen Aluhutträger

Zwei Jahre nach „Die Känguru-Chroniken“ bringt Marc-Uwe Kling das anarchische Beuteltier erneut ins Kino und führt dieses Mal sogar selbst Regie. In der Auseinandersetzung mit Leugnern des Klimawandels trifft der Film zumindest thematisch schon mal mitten ins Schwarze.

Mit der Erfindung seines Kängurus vor 14 Jahren hat Autor und Stand-up-Comedian Marc-Uwe Kling den Grundstein für eine hierzulande beispiellose Karriere gelegt. Dass das namenlose Beuteltier zum bislang größten Erfolg seines umfangreichen Schaffens werden würde, damit hatte Kling wohl selbst nicht gerechnet, als er es beim Sender Fritz mit der Radiokolumne „Neues vom Känguru“ akustisch zum Leben erweckte.

Inzwischen gibt es mit der Trilogie „Die Känguru-Chroniken“, „Das Känguru-Manifest“ und „Die Känguru-Offenbarung“ sowie der dazwischen geschobenen Zugabe „Die Känguru-Apokryphen“ vier gefeierte Romane. Hinzu kommen die vom Autor selbst eingelesenen Hörbücher, mit denen er seinem schnapspralinensüchtigen Mitbewohner seine unverwechselbare Stimme verlieh. 2020 kam unter dem Titel des ersten Buchs dann auch noch eine Filmadaption in die Kinos, die sich jedoch schon nach einer Woche dem ersten Corona-Lockdown ergeben musste.

Davon nicht entmutigt, begann Marc-Uwe Kling direkt mit der Arbeit am zweiten Teil, der nun auch schon unter dem Titel „Die Känguru-Verschwörung“ bereitsteht. Während für den ersten Film noch zahlreiche Ideen aus allen Romanen etwas wahllos und inhaltsleer zusammengemixt wurden, liefert Kling dieses Mal eine komplett neue Geschichte. Und anstatt noch einmal auf Dani Levi als Regisseur zu setzen, übernahm er diesen Job kurzerhand selbst. Ihn wiederum spielt erneut Dimitrij Schaad, während das später von der VFX-Schmiede „Trixter Film“ animierte Känguru von Volker Zack verkörpert wird.

Roadtrip nach Bielefeld

Marc-Uwe (Dimitrij Schaad) konnte leider noch immer nicht bei seiner Nachbarin Maria (Rosalie Thomass) landen, und das sicherlich auch, weil den beiden das Känguru (Volker Zack, gesprochen von Marc-Uwe Kling) ein ums andere Mal einen Strich durch die romantische Rechnung macht. Als Maria den beiden ihr Leid bezüglich ihrer Mutter Lisbeth (Petra Kleinert) klagt, die sich als Diesel-Lisl im Netz der Klimaleugner und Verschwörungstheoretiker verfangen hat, entspinnt sich eine Wette. Der Kleinkünstler und sein Mitbewohner wollen Lisbeth zurück auf den Weg der Vernunft und der Wahrheit bringen. Gelingt es ihnen, bekommt Marc-Uwe ein Date mit Maria in Paris sowie das Känguru die Spielekonsole ihres Sohnes. Gelingt es ihnen nicht, verlieren sie ihre große Wohnung an die zwei und müssen sich fortan mit deutlich weniger Quadratmetern zufriedengeben.

Auf ihrem Roadtrip zur Conspiracy Convention in Bielefeld, bei der sie unter anderem auf den Strippenzieher der Szene, Adam Krieger (Benno Führmann), stoßen, geschieht allerlei Kurioses. Aus so mancher Klemme muss ihnen dann ausgerechnet Marias unglaublich beliebter, wahnsinnig talentierter und sozial maximal engagierter Ex Joe (Michael Ostrowski) helfen. Am Ende geht es für Marc-Uwe und seinen vorlauten Fellfreund um deutlich mehr als nur ihre Wohnung, eine Spielekonsole und ein Paris-Date. Die selbsternannten Querdenker trachten den beiden sogar nach dem Leben.

Stückwerk mit pointierten Gags

Nachdem der Streifen „Die Känguru-Chroniken“ wie ein Stückwerk aus den besten Gags aus Klings Büchern wirkte, ohne so richtig zu zünden, ist das Timing der Witze dieses Mal deutlich besser. Sicherlich auch, weil Kling sich der Regie selbst annahm und berufsbedingt ein gutes Gespür für gute Pointen im richtigen Moment hat. Dass er die Story bereits geschrieben hatte, bevor die Welt von einer Pandemie lahmgelegt wurde und die Klimadebatte erst so richtig Fahrt aufnahm, kommt ihm jetzt zugute, wirkt die Geschichte inhaltlich doch topaktuell.

Ähnlich wie in seinen Büchern, in denen Kling zusammenhanglose Ereignisse aneinanderreiht, dient auch die Geschichte rund um Verschwörungsmythen und ihre Profiteure aber lediglich als Rahmen für jede Menge anarchische Känguru-Sprüche und originelle Filmzitate. Das alles macht zugegebenermaßen Spaß beim Zuschauen und sorgt für mehr Lacher als beim ersten Teil, denn Kleinkünstler und Känguru sind mit mehr Liebe inszeniert und vor der Kamera deutlich besser aufeinander eingespielt. Doch etwas mehr Tiefgang und eine stringentere Erzählung, in denen die Nebenrollen nicht bloß eine Randnotiz bleiben, hätten dem Film sicherlich gutgetan. Und so rasant die Gags oft auch abgefeuert werden, so sehr bremsen die ruhigen Momente die Geschichte wieder aus, einiges läuft dabei sogar komplett ins Leere. Nichtsdestotrotz liefert „Die Känguru-Verschwörung“ 103 Minuten gute Unterhaltung und einen amüsierten Blick auf den Wahnsinn, der sich in den Köpfen der Aluhutträger gerade so abspielt.

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