Eminem – ShadyXV

Eminem – ShadyXV

Eminem, längst selbst ein Promi, hielt ja noch nie damit hinter dem Berg, was er von (anderen) Promis hält. Solch ein Beispiel war in 2000 „The Real Slim Shady“, der Song über sein Alter Ego, in dem er Leute wie Pam Anderson, Christina Aguilera und Britney Spears verspottet.

Aktuell auf seiner Lästeragenda steht Lana del Rey, und das hat schon diverse Frauenrechtlerinnen auf den Plan gerufen, die jetzt gegen ihn Wetter machen und zum Eminem-Boykott aufrufen. Boykottiert werden soll dieses entsprechend beworbene Jubiläumsalbum. „B****, ich schlage Lana Del Rey zwei Mal ins Gesicht, wie Ray Rice, am helllichten Tag vor einer Überwachungskamera eines Lifts, bis ihr Kopf auf das Geländer knallt“, heißt es in dem Promoclip zur Compilation in etwa. Eine Anspielung auf den Football-Profi Ray Rice, der im Februar verhaftet wurde, nachdem er seine Freundin im Lift eines Casinos bewusstlos prügelte. Was Lana selbst – eigentlich großer Fan Eminems – von dem Diss hält, ist bislang unbekannt. Bei den Fans des 42-Jährigen dürfte das jedenfalls die Vorfreude auf diese Veröffentlichung nur noch weiter angeheizt haben.

Grund für das Release ist das 15. Jubiläum des Eminem-Labels Shady Records und des Albums „The Slim Shady“ sowie die Tatsache, dass es sich um die 15. Shady-Veröffentlichung handelt. Es war 1999, als der damals 27-jährige Marshall Mathers gemeinsam mit seinem Manager Paul Rosenberg unter diesem Namen an den Start ging. Seither ist viel passiert, und Eminem avancierte zu einem der einflussreichsten Rapper aller Zeiten, solo oder auch als Teil des HipHop-Kollektivs D12.

Geschichten wie die von Marshall Bruce Mathers III faszinieren, besonders wenn es ein Junge aus solchen Verhältnissen bis ganz nach oben schafft. Der Vater verschwindet früh, die Mutter ist drogenabhängig und gewalttätig. Sie leidet unter dem Münchhausen-Stellvertretersyndrom, einer psychischen Krankheit, die Mütter bei ihren Kindern Krankheiten vortäuschen lässt – zur Not auch mit Gewalt – um Aufmerksamkeit zu ergattern. Permanente Umzüge lassen ihn als Kind nie heimisch werden und kaum Freunde finden. Mobbing ist sein einziger ständiger Begleiter. Doch zerbricht klein Marshall nicht etwa daran, sondern nutzt all das schließlich zu seinen Gunsten. In seinen Texten. Mit 14 beginnt er den Rap als Ausdrucksform zu entdecken, und bricht er die Schule auch mit 17 ab, ist er bis heute wohl einer der fähigsten Männer, wenn es ums Texten geht. Dass sich 1991 schließlich auch noch sein geliebter Onkel Ronnie erschießt – Marshalls einziger männlicher Bezugspunkt – beeinflusst und prägt ihn umso mehr.

Erste musikalisch ernst zu nehmende Gehversuche unternimmt er 1992 beim Detroiter Label FBT Productions, seinerzeit noch unter dem Namen M&M. Schon in der Schule hatte Marshall, damals 15, seine spätere Frau Kim kennengelernt, 1995 folgt die Geburt der Tochter sowie die Adoption einer Nichte, nachdem deren Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen. Schon ein Jahr später ist die Zeit reif für das erste Album „Infinite“. Allerdings verkaufen sich davon gerade einmal 250 Exemplare. Nur ein Grund mehr für Marshalls Versuch, sich mit Alkohol und Drogen das Leben zu nehmen, denn auch privat läuft es nicht eben rund. Es bleibt aber bei dem Versuch, zumindest in dem Punkt ist Marshall recht erfolglos.

Im selben Jahr entstehen die ersten Anfänge des späteren Kollektivs Dirty Dozen aka D12, zu dem schließlich auch Marshall gehört und das die Geburt des Alter Egos Slim Shady hervorruft. Und damit sind wir an genau dem Punkt, an dem für Eminem alles so wirklich begann. Der Moment, der nun mit „Shady XV“ zelebriert wird. 1999. Millionenfach verkauft sich „The Slim Shady LP“ in den USA, das bringt eine Platin-Auszeichnung. Seine Mutter sieht ihre Chance auf die große Kohle gekommen und verklagt ihren Sohn wegen übler Nachrede – mehrfach hatte er sie öffentlich eine „labile, prozessfreudige Drogenabhängige“ bezeichnet. Man einigt sich außergerichtlich auf die Zahlung von 10.000 Dollar. Mit dem Album „The Marshall Mathers LP“ im Folgejahr dann der ganz große Durchbruch – auch außerhalb der USA. Allein die Single „Stan“ erreicht in halb Europa Platz Eins der Charts. Privat läuft es nichts so rund. Kim ist inzwischen anderweitig liiert, 2001 folgt die Scheidung. Vorher aber bedroht Marshall Kims neuen Typen aber noch mit einer Waffe und schlägt ihn krankenhausreif. Kim verklagt ihn unter anderem wegen des Sorgerechts. Randbemerkung: 2003 übernimmt Marshall das Sorgerecht für Kims zweite Tochter, deren Vater er nicht einmal ist. Dass er das bekommt, ist allerdings auch nicht ganz unumstritten, immerhin ist der Mann inzwischen abhängig von diversem Zeug und steht bei seinen Konzerten in der Regel unter dem Einfluss einschlägiger sowie auch verschreibungspflichtiger Mittel.

„The Eminem Show“, Studioalbum Nummer 4, kommt 2002 auf den Markt. Trotz aller Gerichtstermine ist Marshall äußerst umtriebig, was seine Produktionen angeht. Und nicht nur das, auch feiert er mit dem autobiografischen Film „8 Mile“ sein Kinodebüt. Es folgen mehrere Grammy-Auszeichnungen und schlussendlich sogar noch ein Oscar. 2004 dann „Encore“, und dieses Album soll Gerüchten zufolge sein letztes sein. Seine Tour im Folgejahr muss er aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Er lässt sich wegen seiner Medikamentenabhängigkeit in Therapie behandeln.

Vier Jahre Auszeit tun ihm gut, denn als er 2009 mit „Relapse“ zurückkehrt, hat er seine Sucht überwunden. Immer häufiger kollaboriert er jetzt mit Größen des Popbusiness wie Rihanna und Pink, statt sie zu verspotten. 2013 dann erscheint mit „The Marshall Mathers LP 2“ sein achtes Album, auch darauf sind Gäste wie Rihanna, Nate Ruess von Fun und Rap-Kollege Kendrick Lamar zu hören.

Nun also geht es mit „ShadyXV“ in die nächsten Runde für Eminem. Stolze 28 Tracks präsentiert die Compilation, darunter bereits Bekanntes, aber auch völlig Neues von Label-Mates wie Slaughterhouse, Bad Meets Evil, Yelawolf, D12, und Ex-Member 50 Cent, aber natürlich auch Material vom Meister selbst. Unter anderem die bereits im Zuge des Denzel Washington-Films „The Equalizer“ erschienenen ersten Single „Guts Over Fear“ featuring Sängerin Sia. „Detroit vs. Everybody“ hat sogar gleich eine ganze Reihe von Kollaborationsgästen – eben aus Detroit – wie Royce de la 5’9“, Danny Brown, Big Sean, Trick-Trick und Dej Loaf.

Compilation bei Napster hören.

Previous post The Smashing Pumpkins – Monuments To An Elegy
Next post Röyksopp – The Inevitable End