For A Little Respect …

For A Little Respect …

Das letzte Wochenende war wahrlich kein Gutes, so dass es mir doch schwer fällt, mich dieser Tage einigermaßen unterhaltsam über die Banalitäten des Alltags auszulassen. Daher jetzt mal ein wenig ernster … Zunächst tötet am Freitag im liberalen und ansonsten so pazifistischen Norwegen ein scheinbar durchgeknallter aber durchaus intelligenter Fundamentalist mehr als 90 unschuldige Menschen, darauf hoffend, im Anschluss ganz öffentlich sein Anti-Islam-Propagandaphase starten zu können. Dann erreicht am frühen Samstagabend die Nachricht vom Tode Amy Winehouses die Öffentlichkeit und löst trotz aller vorangegangener Prophezeiungen über ein frühes Ableben der wohl größten aber auch skandalträchtigsten Soul-Stimme unserer Zeit Bestürzung und Trauer aus. Am darauffolgenden Tag jährt sich die Loveparade-Tragödie von Duisburg zum ersten Mal und lässt 7.000 Menschen zur Trauerfeier ins dortige Stadion reisen, um den 21 Toten noch einmal zu gedenken sowie den Umstand anzuprangern, dass bis heute kein Schuldiger für dieses Unglück gefunden ist. Und zu all dem muss ich mich auch noch ein wenig wundern, werfe ich einen Blick auf diverse Facebook-Pinnwände und die dazugehörigen Kommentare einiger User. Was, um Himmels Willen, hat der Tod von Amy Winehouse mit 12 Millionen vom Hungertod bedrohten Menschen in Afrika und den Opfern in Norwegen zu tun? Wie kommen Leute darauf, Einträge wie „R.I.P., Amy“ mit „In Afrika sterben Millionen von Menschen. Scheiß auf Amy“ oder „Was in Norwegen passiert ist, ist viel schlimmer. Die Winehouse ist doch selbst Schuld“ zu kommentieren?

Haben uns die Medien mit ihrer Flutwelle an Informationen, die uns tagtäglich über sämtliche Kanäle überrollt, so sehr versaut, dass wir denken, das eine mit dem anderen vermischen, gleichsetzen oder gar verrechnen zu können? Wo ist da der Zusammenhang, mir leuchtet er nicht ein?! Es ist schlimm, dass in Afrika Frauen auf der Flucht ihre sterbenden Babys zurücklassen müssen, um ihre übrigen Kinder zu retten. Hier helfen Spenden, nicht aber die Degradierung anderer Unglücke durch hirn- und sinnlose Facebook-Kommentare. Und auch die Tragödie von Norwegen, die die Menschen weltweit fassungslos und schockiert zurückgelassen hat, ist sicherlich nicht mit dem mutmaßlichen Drogentot einer Künstlerin gegenzurechnen. Denn trotz all dem anderen Elend finde ich es mehr als traurig, wenn ein so talentierter – oder auch jeder untalentierte – Mensch am Leben derart scheitert und dem „Forever 27 Club“ beitritt, dem schon Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain angehören. Dies bedauerlich zu finden, ist aber doch kein Maßstab dafür, für wie traurig oder egal man all die anderen, uns derzeit erreichenden Missstände und Vorkommnisse erachtet. Ich denke, mal sollte da besser die sprichwörtliche Kirche im Dorf lassen und ALLEM mit dem entsprechend nötigen Respekt gegenüber treten …

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