Game of breaking Wires

Game of breaking Wires

In Zeiten des Onlinestreamings und der vollgestopften Mediatheken muss niemand mehr seinen Wochenplan zugunsten seiner Lieblingsserie ausrichten. Saß ich früher in Ermangelung eines guten Kontakts zur frühzeitigen Beschaffung illegaler Links oder ausländischer DVDs noch für Carrie Bradshaw oder Jack Bauer pünktlich vor der Glotze, mache ich das Ding heute an, wann es mir passt. Ich fand aber schon vor ein paar Jahren das Überangebot an Serien erdrückend, und es ist bis heute nicht übersichtlicher geworden.

Zu den allgemein gültigen Hits wie „Breaking Bad“, „The Wire“, „Game of Thrones“, „Homeland“ und „The Walking Dead“ gesellen sich unzählige Geheimtipps von passionierten Alleskennern. Welchen freizeitfreundlichen Beruf muss man eigentlich ausüben, um ein solcher Alleskenner zu werden? Keinen? Oder liegt schlicht das soziale Leben brach, während man sich mit Rick, Glenn, Carl und Daryl durch den zombieverseuchten Wald schlägt oder mit McNulty, Moreland, Greggs und Hauk in Baltimore aufräumt? Und warum habe ich als Gelegenheitsserienguckerin ständig das Gefühl, das Beste sowieso zu verpassen?

Ich wurde in Sachen TV-Konsum in den 1980ern sozialisiert und bin im Jahr 2014 immer öfter dem medial bedingten Burnout nah. Seinerzeit freut ich mich eine Woche lang auf „Dallas“, um nach der kompletten neunten Staffel festzustellen, dass Bobby Ewing doch nicht tot ist. So etwas zu erzählen, sollte sich heute mal einer trauen. Unvorstellbar. Ich kannte alle Bewohner der „Lindenstraße“ beim Namen und hegte für Joan Collins als Alexis aus dem „Denver Clan“ Gefühle wie für meine eigene Großtante.

2014 bin ich schon froh, in der Öffentlichkeit niemandem zu begegnen, der mir blaues Crystal Meth verkaufen, ein Stück aus dem Hals beißen oder mit mir in der Bahn um den letzten freien Thron kämpfen möchte.

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