„Gehirnamputiert“-Button erwünscht!

„Gehirnamputiert“-Button erwünscht!

Als ob mich manche Leute nicht schon genug mit ihren privaten, auf Facebook veröffentlichten Unerträglichkeiten gequält hätten, wird all dies laut Mark Zuckerberg zukünftig noch auf die Spitze getrieben und bekommt gleich einen eigenen Namen: „Timeline“. Ein miniutiös geführtes, interaktives Protokoll des täglichen Lebens eines jeden noch so uninteressanten oder auch zu Peinlichkeiten neigenden Users. Nachrichten, Bilder, Filme und andere Daten bleiben dauerhaft gespeichert und können höchstens noch verändert werden, heißt es.

Das klingt wirklich traumhaft. Nicht nur für den User selbst, sondern auch für sein Umfeld, denn hat erst mal ein „Freund“ ein Foto hochgeladen, auf dem du nicht unbedingt vorteilhaft mit einer halbvollen Flasche Wodka in der Hand, glasigem Blick und ungeachtet deines Geschlechts nichts weiter als einem hautfarbenen BH an abgelichtet wurdest, ist dies zum einen noch freier zugänglich als zuvor und zum anderen auch noch schwerer wieder aus dem Netz zu entfernen. Im Grunde kann man sich dann doch auch gleich nackt auf den Marktplatz seiner Heimatstadt legen, wenn man so auf die Offenlegung wirklich aller privaten und persönlichen Details steht.

Und es ist ja nicht so, dass man sich per Klick für sein Leben als gläserner User entscheiden kann, denn ist man Exibitionist genug, mag einem das den sonst nur illegal zu beschaffenden Kick bringen. Vielmehr ist es an jedem Einzelnen selbst, den entsprechenden Unterpunkt in den Sicherheitseinstellungen zu finden, um ihn zu deaktivieren. Und da Zuckerberg sich schon lange nicht mehr zwischen Genie und Wahnsinn entscheiden kann/muss, träumt er dann auch gleich von der kompletten Vereinnahmung des Internets, was wohl unmittelbar vor der Weltherrschaft kommt. Facebook als DIE Plattform, die man für nichts und niemanden mehr verlassen muss, was immer man im Netz auch sucht – einen neuen Job, ein Mittel gegen Chlamydien, einen rot-grün-gelb-gestreiften Strickpullover in Größe XXL, ein Rezept für falsche Hechtsuppe, halblegale, psychotrope Substanzen oder einen lapidaren Escortservice für Strumpfhosenfetischisten.

Zumindest bekommt der etwas vereinsamte „Gefällt mir“-Button endlich Gesellschaft, wenngleich sich die schon lang gehegte Hoffnung auf den „Gefällt mir nicht“-Button auch schon wieder zerschlagen hat. „Gelesen“, „Gehört“, „Gesehen“ sollen es werden. Dazu bitte noch die Buttons „Gehirnamputiert“, „Gefahrenpotential“ und „Gewichtsverlust“ – und ich höre auf zu meckern.

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