Geistlose Massenkompatibiltät

Geistlose Massenkompatibiltät

Ich konnte manchen Hype nicht nachvollziehen, der sich im Laufe meines bisherigen Lebens aufgetan hat. Und ich sah schon so einige kommen und gehen. Mit Vanilia-Hosen in den 80ern ging ich noch konform, würde sie allerdings heute wohl nicht mehr und auch nicht wieder tragen wollen. Gleiches gilt für meine damalige Begeisterung für Madonna und spätere Vorliebe für Buffalos. Eurodance in den 90ern und Lana del Rey 2012 sind dagegen Dinge, die mir stets fremd geblieben sind und auch immer fremd bleiben werden.

Möglicherweise entspricht mein Geschmack nicht in allen Belangen dem der breiten Masse, was nicht hießt, dass ich etwas Besonderes bin. Mitnichten. Dennoch zeigt sich gerade jetzt mal wieder, dass sich Gutes noch lange nicht durchsetzen muss, nur weil es eben gut ist. Wie Harald Schmidt. So ein guter Mann mit so einem wachen Geist, einem grandiosen Humor und bisweilen internationalem Late-Night-Show-Flair. Alles Dinge, von denen Markus Lanz übrigens Lichtjahre entfernt sind. (Gut, das ist egal, denn sicher hätte Herr Schmidt niemals „Wetten, Dass …?“ moderieren wollen. Hat ihn eigentlich irgendwer gefragt?) Dennoch wird Schmidts Show Anfang Mai mangels ausreichend Zuschauer eingestellt, während Thomas Gottschalk trotz Quoten weit unter dem messbaren Bereich in der ARD weiter vor sich hin moderieren darf. Verkehrte Welt.

Was ist nur mit dem deutschen Publikum los? Weiß man einen guten Showmaster nicht mehr zu schätzen? Ist geistiger Reichtum heute nicht mehr gefragt? Warum lobt man eine so öde, dicklippige Lana in den Himmel, während andere Künstler mit mehr Substanz kaum Beachtung finden?

Auch meine kleinen Texte haben im Vergleich zur Kolumne von Franz Josef Wagner in der Bild weit weniger Leser. Vielleicht ist das schon ein nicht unwichtiger Hinweis auf den intellektuellen Verfall unserer Gesellschaft. Vielleicht aber auch nicht.

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