„Gemini Man“: 3D-Spektakel mit doppeltem Will Smith

„Gemini Man“: 3D-Spektakel mit doppeltem Will Smith

„Avatar“ war gestern. Mit „Gemini Man“ wird das 3D-Kinoerlebnis noch einmal völlig neu aufgerollt. Doch während sich der ältere Will Smith mit seinem jüngeren Klon visuell anspruchsvoll duelliert, bleibt die Story auf der Strecke.

Will Smith ist einer der beliebtesten Schauspieler Hollywoods, denn er gilt als besonders sympathisch und humorvoll. Seine Fans werden sich den neuesten Film mit ihm also kaum entgehen lassen, in dem ist er nämlich gleich doppelt zu sehen. Doch das allein ist noch kein Grund, mal wieder ins Kino zu gehen.

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Was „Gemini Man“ wirklich ausmacht, lässt sich auf dem eigenen Sofa per Streaming allerdings nicht erleben. So teuer der Flatscreen an der heimischen Wohnzimmerwand auch gewesen sein mag, für die neuesten technologischen Errungenschaften des Kinos, derer sich Ang Lee hier bedient, reicht es nicht. Der unter anderem für „Life of Pi“ und „Tiger and Dragon“ mit einem Oscar prämierte Regisseur setzt bei „Gemini Man“ auf Visualität und Showeffekte. Er schert sich hingegen wenig darum, dass die Geschichte lahmt. Aber beginnen wir von vorn.

Showeffekt vor Storytelling

Der von Smith gespielte Auftragskiller Henry Brogan tötet seit Jahren für den Geheimdienst und damit im Auftrag der Regierung unbequeme Staatsfeinde. Nun möchte er aus dem Scharfschützen-Business aussteigen, was einigen Verantwortlichen nicht passt. Brogan gerät in eine Verschwörung, und anstatt ihn in die Frührente zu entlassen, will ihn Clay Verris (Clive Owen) lieber eleminieren. Der Leiter des Geheimdienstprojektes „Gemini“ setzt dafür eine seiner besten Kampfmaschinen auf Brogan an. Dass der Twen namens Junior so gut ist, wie er gut ist, liegt an seinen besonderen Voraussetzungen. Er ist ein Klon Brogans. Der etwas naive aber empathische Jüngling wurde vor 23 Jahren im Labor aus dessen Stammzellen gezüchtet, von Verris aufgezogen und ausgebildet. Dem folgen nun waghalsige Verfolgungsjagden für Adrenalin-Junkies und brutale Zwei-Mann-Kämpfe, bei denen es nur Verlierer gibt.

An dem Projekt „Gemini Man“ hat Super-Produzent Jerry Bruckheimer viele Jahre festgehalten – immer in der Hoffnung, es mit der fortschreitenden CGI-Technik irgendwann umsetzen zu können. Und so stand das Storytelling offenbar nicht im Fokus. Die Geschichte selbst ist nur Mittel zum Zweck und dient dazu, den neuesten Technologien eine Bühne zu bieten. Dementsprechend konventionell ist sie gestrickt und bietet wenig Überraschungen.

3D ist Pflicht

Dafür trumpft „Gemini Man“ optisch auf. Die 117 Minuten sind in einem noch recht unerprobten 3D-Verfahren mit 120 Bildern pro Sekunde gedreht. Die „High Frame Rate“ sorgt für ein extrem realistisches Erlebnis, hat man sich erstmal an die Künstlichkeit der Bilder und die enorme Tiefenschärfe gewöhnt. Das alles kommt auch den rasanten Actionszenen zu Gute. Bei der spektakulären Verfolgungsfahrt auf Motorrädern bleibt einem als Zuschauer schon mal fast das Herz stehen.

Die Fragen, die der Film aufwirft – zum Beispiel nach Sinn und Unsinn des Klonens – werden nicht beantwortet. Sie werden nicht einmal gestellt. Auf digitaler CGI-Ebene funktionert das Klonen jedenfalls gut, und so sind die Szenen, in denen der 51-jährige Smith auf den „Prinz von Bel-Air“ trifft, durchaus beeindruckend und unterhaltsam.

Der Grund, sich für „Gemini Man“ hinaus in die Welt und ins nächste Lichtspielhaus zu begeben, ist aber ohne Frage das phänomenale 3D-Erlebnis. Als Plattform für die neuesten Filmtechniken funktioniert der Film hervorragend, in 2D kann man ihn getrost links liegen lassen. Damit läuft er „Avatar“, der seit seinem Erscheinen 2009 in Sachen 3D als „State of the Art“ gehandelt wurde, diesbezüglich endlich den Rang ab.

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