Gute Laune gibt’s beim Bäcker

Gute Laune gibt’s beim Bäcker

Neulich sagte mir jemand, er lese meine Kolumne im Grunde zwar gern, aber auf die Dauer seien ihm meine Texte doch zu negativ und viel zu zynisch. Gut beobachtet, so soll es ja auch sein. »Romeo & Julia« oder »Titanic« wären ohne Leid und Drama wohl kaum so große Erfolge geworden.

Möchte wirklich jemand lesen, wie gut es anderen gerade geht und so permanent auf seine eigenen Unzulänglichkeiten hingewiesen werden? Ist es nicht viel aufbauender zu erfahren, dass es immer jemanden gibt, dem es noch dreckiger geht als einem selbst? Wie sonst würde sich die Vielzahl der HartzIV-Reality-Dokus im nachmittäglichen TV-Programm der Privatsender erklären? Wem meine Texte zu depremierend sind, der kann sich ja als Ausgleich oder auch als Ersatz die aktuelle »Wendy« oder »Neues aus Entenhausen« am Kiosk besorgen. Auch ein frühmorgendlicher Besuch in der Backstube meines Vertrauens mit der an ein manisches Niveau grenzenden guten Laune der Bäckereifachverkäuferin könnte bei dem einen oder anderen für beste Stimmung sorgen – bei mir allerdings ganz sicher nicht.

Gerade aktuell gibt es wieder zahlreiche gute Gründe, sich die kommenden Wochen mit ein bis zwölf Flaschen Whisky, einigen Gramm Gras und den Tranquilizern aus Mutters Arzneischrank zu verkriechen. Mieses Wetter, bald kahle Bäume, unsere Bundesregierung, ein Peter Maffay-Album mit neuen Versionen alter »Hits« … Wer besagtes (oder auch empfohlenes) Gras selbst anbaut, sollte nun allerdings auf der Hut sein. Laut gut informierter BILD-Redakteure mit diversen geheimen Quellen für ihren investigativen Journalismus, gibt es nämlich ganz eindeutige Indizien, die jeden »Hasch-Züchter« direkt überführen. Neben dem Geräusch von Generatoren und Ventilatoren, der entsprechenden süßlichen Geruchsentwicklung und der Kondenswasserbildung an den Scheiben durch Abluft- und Filteranlagen, finde ich ganz besonders folgenden Hinweis echt hilfreich: »Wenn ihr Nachbar nachts plötzlich laut Reggae-Musik hört …« Da habe ich dann gestern Abend spontan mal die 110 gewählt, war mir der scheinbar schwerhörige Rastafari von nebenan doch schon länger ein Dorn in Ohr und Auge.

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