Handarbeiten, bis der Tod uns scheidet

Handarbeiten, bis der Tod uns scheidet

Nach wochenlangem Gerangel ist die Große Koalition so gut wie beschlossen, und man hat viel vor. Keine Steuererhöhungen, keine Neuverschuldung und auch so einiges in Sachen Rente. Ein Thema, das für mich von Tag zu Tag wichtiger wird. Schon morgens beim Aufstehen hoffe ich immer häufiger, sie möge bald kommen. Doch was dann? Wie verbringt man die gefühlt doppelt so langen Tage, ist die Zeit des Broterwerbs erst mal vorbei? Was wird aus den kostspieligen Hobbys, wenn die Kohle dafür nicht mehr reicht? Wie beschäftige ich mich, wenn sportliche Aktivitäten aufgrund sich verändernder körperlicher Bedingungen nur noch eingeschränkt möglich und nächtliche Konzert- und Clubbesuche schon lange kein Thema mehr sind?

Ist Handarbeiten eine Option? Stricken. Häkeln. Klöppeln. Makramee. Salzteig. Seidenmalerei. Gobelin. Alles tolle Dinge, die ich auf dem nächsten Weihnachtsmarkt völlig überteuert ans mit „Last Christmas“ willenlose gedudelte Volk verscherbeln kann. Türschilder aus Ton. Hüte aus Filz. Schmuck aus Edelstahl und Pferdehaar. Kommt Kunsthandwerk eigentlich von Kunst und Kunst von Können? Wer kauft den Quatsch und für wen? Ungeliebte Anverwandte? Die Cousine aus dem Hochsauerlandkreis, von der man außer ihrem Vornamen recht wenig weiß. Die Tante, die sich über jeden Mist freut, weil sie ihn ohnehin nicht mehr gut sieht? Oder die Oma, die sofort vergisst, was sie eben ausgepackt hat und einen eigentlich schon seit Jahren nicht mehr erkennt?

Ist dieser Punkt in meinem Leben mal erreicht, werde ich mir in einem Kreativladen eine Naturfaser besorgen, um „ein längliches, biegeschlaffes, elastisches Element, das meist zur Übertragung von Zugkräften, aber auch zu einer Vielzahl anderer Zwecke verwendet wird“ (Quelle: Wikipedia) zu basteln. Einer der anderen Zwecke könnte dann nämlich der vorzeitige Tod durch Strangulation sein.

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