Herbst ist das neue Sommer

Herbst ist das neue Sommer

Wie schnell sich die Dinge – und vor allem das Wetter – ändern, sieht man im direkten Vergleich der vergangenen Woche mit der aktuellen. Hier ein Text, der vor sieben Tagen entstand, heute bei 30 Grad und Sonne schlicht keinen Sinn macht, weitere sieben Tage später aber womöglich dann aber doch wieder absolut auf der Höhe der Zeit ist.

Deutschland kennt derzeit nur ein Thema: Das Wetter bzw. den nicht vorhandenen Sommer; den Sommer, der als verkappter Herbst daher kommt; den Herbst, der ein Sommer werden sollte, aber eher ein warmer Winter wurde und so weiter. Selbst in klassischen Nachrichtenmagazinen privater TV-Sender rücken wichtige politische Themen in den Hintergrund, und es wird erst mal langatmig über das berichtet, was eh schon jeder weiß: Der Sommer ist beschissen, und das deutschlandweit. Daran ändern auch zahlreiche Facebook-Statusmeldungen und gepostete Fotos und Videos von Regengüssen, nassen Wiesen, nassen Socken, nassen Haaren, nassen Hunden usw. wenig. Eigentlich ändert nichts das Wetter, außer das Wetter selbst.

Dabei hat es doch auch seine guten Seiten. Weniger Biergarten gleich weniger Bier gleich weniger Plautze. Weniger Hitze gleich mehr Klamotten gleich weniger halbnackte Wabbelkörper. Die Medien haben etwas, womit sie das leidige Sommerloch stopfen können, was automatisch weniger Lothar Matthäus, Gina-Lisa Lohfink etc. bedeutet. Small-Talk-Unerfahrenen fällt das Pläuschchen mit den Nachbarn nicht mehr ganz so schwer; man hat ja ein Thema, das alle angeht. Und die mühselig gesparten Euros für einen Urlaub im Süden auszugeben macht endlich Sinn, während man bei heimischen 30 Grad im Schatten schon mal in Zweifeln gerät, ob ein Trip nach Spanien wirklich sein muss. In diesem Sommer muss er, keine Frage.

Auch ich fange schon mal an zu sparen, denn spätestens im echten Herbst, der womöglich ein sehr eisiger Winter wird, muss ich noch mal in die Sonne des Südens, um das UVA/UVB-Defizit auszugleichen und ohne schwerwiegende Depressionen durch die anderen kalten Jahreszeiten zu kommen.

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