Hoffnung in Zeiten der Desillusionierung

Hoffnung in Zeiten der Desillusionierung

Der Golf von Mexiko sieht sich dem schlimmsten Öl-GAU aller Zeiten gegenüber, Griechenland ist pleite und die Bevölkerung aufständisch, der Sommer schon wieder vorbei und Kevin Kuranyi darf nicht mit zur WM. Dagegen war die isländische Aschewolke von neulich ein vergleichsweise harmloses, wenn auch ein wenig ärgerliches Ereignis.

In Sachen Griechenland empfehle ich eine Fusion, wie sie in der freien Marktwirtschaft doch schon lange üblich ist – siehe Chrysler und Daimler, Bayer und Schering oder Commerzbank und Dresdner Bank. Sollen doch die USA das verarmte Land aufkaufen und mitten in Europa eine Mini-Amerika aufbauen. Natürlich müssten die Griechen allesamt in Crash-Kursen die englische Sprache lernen, an jeder Ecke würden Burger King, McDonald’s und Taco Bell eröffnen (also eigentlich alles wie immer) und sämtliche ex-griechischen Haushalte müssten mit Barack-Obama-Fotos fürs Wohnzimmer und »Stars and Stripes« für Balkon und Garten ausgestattet werden. Sicherlich ein nicht zu verachtender Kostenfaktor, doch langfristig wird sich diese Investition lohnen. Immerhin unterwandern die USA ja zum Beispiel in Sachen Unterhaltungsindustrie den alten Kontinent schon seit Jahren, und so könnte viel direkter Basisarbeit geleistet werden.

Leider hat der Herr Obama gerade natürlich ein ganz anderes Problem, nämlich den Golf von Mexiko. Was das Öl angeht, habe ich leider keine Ahnung, wie man der Lage Herr werden könnte. Je sehr sich die Verantwortlichen von BP nun auch bemühen, das Ganze in den Griff zu bekommen, bleibt doch stets die Frage, wieso da nicht besser vorgesorgt wurde? Eines ist jedenfalls jetzt schon sicher: Für die ohnehin schon nicht gerade als Schnäppchen zu bezeichnenden Benzinpreise wird dieses Ereignis sicherlich keine Entspannung bringen.

Apropos Entspannung: Davon ist die Stimmung in Sachen WM-Vorbereitung aktuell mehr als weit entfernt. Jogi Löw hat sich zumindest im Ruhrpott – womöglich aber auch im Rest des Landes – mit seiner Entscheidung, Schalkes Torschützenkönig Kevin Kuranyi aus „taktisch-spielerischen“ Gründen nicht mit nach Südafrika zu nehmen, sicherlich keine Freunde gemacht. Ich als Frau mit wenig Fußballsachverstand sehe ja eher das Schicksal dahinter, und möge der Kevin auch nicht einer der hellsten Köpfe sein – ich bin ja auch der Meinung, dass zu frühe und zu viele Kopfbälle für die positive Entwicklung des Intellekts nicht gerade förderlich sind – ist er schon eine tragische Figur. Wieder keine WM für den bald ex-Schalker. Ob allerdings am Ende nicht Herr Löw aufgrund dieser Entscheidung die tragischere Figur sein wird, bleibt wohl abzuwarten. Spätestens wenn es bereits nach dem Viertelfinale für die Deutschen wieder gen Heimat geht, weil im Sturm irgendwas nicht richtig funktionierte, wird nicht nur die BILD-Zeitung seine verbale Hinrichtung einleiten.

Es fällt schon schwer, sich in Zeiten wie diesen eine positive Grundhaltung zu bewahren, zumal es beim Blick aus dem Fenster und aufs Thermometer ja nun auch noch so scheint, als ob der sonst für Gemüt und Stimmung so wichtige Sommer auch schon wieder vorbei sei. Aber da die Hoffnung zuletzt stirbt, ist noch lange nichts verloren. Abwarten, durchhalten und weitermachen – gell, Kevin?

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