Ich hab doch keine Zeit …

Ich hab doch keine Zeit …

Ich bin ein Organisationsmonster. Ich liebe Listen, die ich abarbeiten kann. Schreibe ich mir etwas nicht direkt auf, kann ich die ganze Nacht nicht schlafen – aus Angst, es am nächsten Morgen vergessen zu haben. Excel-Tabellen und To-Do-Listen bestimmen mein Leben.

So organisiere und strukturiere ich meine Termine – auch private –, meine Ausgaben, meine Aufgaben und meine Arbeit komplett durch. Klingt effizient, ist aber vor allem manisch.

So kann ich auch schon mal eine Ewigkeit damit verbringen, über einer Excel-Tabelle zu hocken, die nicht das Ergebnis ausspuckt, das ich mir zuvor mit einer anderen Excel-Tabelle errechnet habe. So gehen Stunden flöten, in denen ich wohl sinnvollere Dinge hätte tun können. Am Ende hinke ich meiner To-Do-Liste hinterher. Ärgerlich – für mich aber nur die nächste Herausforderung.

Ich weiß gerne frühzeitig, wann ich was zu erledigen habe, so dass auch knappe Urlaubs- und Freizeitplanungen ein Garaus für mich sind. Ich checke Wochen im Voraus, zu welchem Gate ich muss, welcher der nächste und dennoch günstigste Flughafenparkplatz ist und freue mich später über fünf gesparte Euro und 100 gesparte Laufmeter. Man kann es verurteilen, oder sich – von mir – (an)treiben lassen. Ich habe alles im Griff. Ich weiß, wann an welchem Abend in den nächsten drei Monaten welches Konzert und welche Party stattfindet. Mit mir um die Häuser zu ziehen gleicht einem Wettkampf mit dem Ziel, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel zu erleben. Fest steht: Am Ende hat man viele Kalorien verbrannt, ganz sicher nichts verpasst und doch genug Zeit für den einen oder anderen Gin Tonic gehabt. Für den Folgetag mache ich übrigens weder Pläne noch Listen.

Die fünfzehn Minuten, die ich pro Woche für diese Kolumne eingeplant habe, sind jetzt um. Es ist an der Zeit, das erste Novemberwochenende akribisch vorzubereiten.

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