J.Lo strippt in „Hustlers“: Nackte Tatsachen über die Macht der Frauen

J.Lo strippt in „Hustlers“: Nackte Tatsachen über die Macht der Frauen

In den USA ist „Hustlers“ jetzt schon der Überraschungserfolg des Jahres und spielte bereits in der ersten Woche weit mehr als seine Produktionskosten wieder ein. Nun kommt der Film über eine Gruppe krimineller Stripperinnen auch in die deutschen Kinos – mit einer starken Jennifer Lopez.

„Hustlers“ sei ein feministischer Film, sagte Jennifer Lopez als eine der Hauptdarstellerinnen neulich in einem Interview mit der US-Seite „Entertainment Tonight“. Damit bezog sie sich vor allem auf die Crew, die den Strip-Streifen auf die Beine stellte. „Es gab nur weibliche Produzenten, eine Regisseurin (Lorene Scarfaria, Anm. d. Red.), eine Autorin und eine Frauenbesetzung sowie eine Redakteurin“, erklärte die 50-Jährige. So viel Frauenpower am Set sei ungewöhnlich.

Doch all das passt natürlich ins Bild, denn in „Hustlers“ begehren die zu Objekten stilisierten Angestellten eines Stripclubs gegen all jene Wall-Street-Yuppies auf, die bis dahin glaubten, von Natur aus Macht über Frauen zu haben.

Wenn die Gier siegt

Die von J.Lo gespielte Ramona ist der Star des in New York beheimateten Ladens, der jeden Abend von vielen Mitarbeitern hochdotierter Börsenunternehmen frequentiert wird. Sie ist ein alter Hase im Geschäft mit dem Sex und weiß, mit welchen Moves an der Pole-Dance-Stange sie den machtgeilen Bankern das meiste Geld aus den Hosentaschen leiert. Destiny (Constance Wu) dagegen ist neu im Business und schwer beeindruckt von Ramona, die sie unter ihre Fittiche nimmt. Die zwei nehmen bald so viel Kohle ein, dass sie kaum noch wissen, wohin damit. Pro Jahr haben sie „mehr als ein Hirnchirurg“, behauptet zumindest Ramona.

Doch 2008 kommt die große Finanzkrise, die Gäste bleiben weg und Ramonas und Destinys Taschen leer. Eine Weile schlagen sie sich getrennt voneinander mit mies bezahlten Jobs durch, doch dann wollen sie mit einem gewagten Plan wieder zurück ans große Geld. Ihre Beweggründe sind dafür nur auf den ersten Blick unterschiedlich. Gemeinsam mit zwei Ex-Kolleginnen knöpfen sie sich ihre ehemaligen Kunden vor, um sie nach Strich und Faden auszunehmen. Doch wenn die Gier oder Angst Oberhand gewinnen, geraten Dinge schnell mal außer Kontrolle.

Ein Tatsachenbericht

Die Geschichte beruht auf einem preisgekrönten Artikel der US-amerikanischen Journalistin Jessica Pressler, der 2015 im „New York Magazine“ erschien. Gespielt von Julia Stiles ist sie es, der Destiny ihre Version einer Geschichte von Verzweiflung, Macht, Habgier, aber auch von tief empfundener Liebe erzählt. Zwar ist ihr Schicksal der zentrale Erzählstrang des Films, doch rückt vor allem immer wieder die besondere Beziehung zu Mentorin Ramona in den Mittelpunkt.

Nun muss man im Zuge von „Hustlers“ ganz sicher die beeindruckende Performance von Jennifer Lopez erwähnen. US-Kritiker bescheinigen ihr sogar die beste ihrer bisherigen Karriere und glauben, sie habe durchaus Chancen auf einen Oscar. Ihr gelingt die Gratwanderung, die ambivalente Figur sowohl über die Maßen sexy sowie auch mütterlich erscheinen zu lassen. Die eigentliche Hauptdarstellerin Constance Wu steht – wie in der Geschichte selbst – meist in ihrem riesigen Schatten.

Ordentlich die Werbetrommel für „Hustlers“ rührte auch Cardi B, die eine der Kolleginnen von Ramona und Destiny aus dem Stripclub spielt. Doch ist ihre Rolle vergleichsweise klein, und die Figur der Diamond in Habitus und Duktus stark an die Rapperin angelehnt. Allzu tief musste sie dafür wohl nicht in die Trickkiste der Schauspielkunst greifen. Ebenfalls zum Stripclub-Cast gehört Sängerin Lizzo, die sich als große Verfechterin von Body Positivity in den knappen, durchsichtigen Klamotten und an der Stange äußerst wohl zu fühlen scheint. Ein weiteres kleines Highlight von „Hustlers“.

Im Großen und Ganzen ist der Film eine Ode an die Freundschaft, aber auch die ungewöhnliche, weil obendrein wahre Geschichte von Frauen, die sich entscheiden, mit List und Tücke von Opfern zu Täterinnen zu werden. Die sich Männer vorknöpfen, die dem Zuschauer in den wenigsten Fällen auch nur einen Funken Mitgefühl entlocken. Aber das schreibe ich natürlich aus der Sicht einer Frau. Es soll Männer geben, die das anders empfinden. Vielleicht die, die sich in den geifernden Bonzen am Rande des Stripclub-Podests zu Beginn des Films wiedererkannt haben.

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