Im Fokus: James Brown

Im Fokus: James Brown

The Godfather of Soul, Mr. Dynamite, Soulbrother No. 1 – James Brown hatte schon zu Lebzeiten wie heute – etwas mehr als sechs Jahre nach seinem Tod – viele Namen. Sie alle unterstreichen seinen Einfluss auf die Musikszene, seine Vielseitigkeit und seine Nachhaltigkeit als einer der wichtigsten afro-amerikanischen Künstler der 50er-, 60er- und 70er-Jahre und beeindruckendsten Artists des Popbusiness des 20. Jahrhunderts überhaupt.

Jetzt wäre der am 3. Mai 1933 in South Carolina geborene James Joseph Brown Jr. 80 Jahre alt geworden. Zeit, einen Blick zurück auf das Leben und musikalische Schaffen des Blues-, Funk-, Soul- und Rhythm & Blues-Großmeisters zu werfen.

Orgel, Klavier, Gitarre und Schlagzeug sind Instrumente, die James Brown schon früh beherrscht, auch wenn er sich bald nur noch auf Gesang, Tanz und das Produzieren selbst konzentriert. Vor seiner Musikkarriere jedoch sind dem aus ärmlichen Verhältnissen, früh von seiner Mutter verlassenen und bei seiner Tante aufwachsenden Jungen zunächst auch andere Mittel zum Geld verdienen Recht. Und so kommt es, dass er vier Jahre wegen eines Raubüberfalls im Knast verbringt. Nach seiner Entlassung schließt er sich den Gospel Starlighters von Bobby Byrd an, zu denen auch Leute wie Little Richard und Ray Charles zählen. Es sind seine ganz besondere Stimme und seine außerordentliche Leidenschaft, die James Brown schnell aus der Masse hervorstechen lassen und ihn bald an die vorderste Front der zu The Famous Flames umbenannten Band katapultieren. Nicht mehr lange und man ist als James Brown And The Famous Flames unterwegs.

1956 erscheint mit der Ballade „Please, Please, Please“ eine erste Single, die sich in kürzester Zeit zu einem wahren Verkaufsschlager entwickelt. Ein gleichnamiges Album folgt wenig später. Dieser Umstand ist allerdings nicht gleichbedeutend mit dem großen Durchbruch des James Brown, denn im Anschluss veröffentlichte Singles finden wenig bis gar keine Beachtung. Erst Ende der 50er gelingt es ihm, sich mit Stücken wie „I’ll Go Crazy“ und „Lost Someone“ langfristig zu etablieren, ehe die Karriere nach dem 1963 erfolgten Release des von ihm selbst finanzierten Live-Albums „Live At The Apollo“ nicht mehr zu stoppen ist. Es sind die Komplexität der Polyrhythmen, die Verwendung von Breaks und Riffs sowie die Kunst der Improvisation, die Browns Musik so andersartig, so besonders machen. „Out Of Sight“, „This Is A Man’s World“, „I Got You“ und weitere Hits festigen seinen Status als einer der bedeutendsten Künstler dieser Zeit. Er wird zu einer Identifikationsfigur der schwarzen Bürgerrechtsbewegung der USA, macht sich aber mit der Sexualisierung in seinen Texten wie bei „Sex Machine“ nicht nur Freunde im prüden Amerika.

300 Shows pro Jahr und bisweilen fünf Alben im selben Zeitraum zeugen von seiner nicht versiegen wollenden Kreativquelle und einem wahnsinnigen Ideenreichtum, wie auch vom Erfolg dieses Unterfangens. James Brown beeinflusst so eine Vielzahl von Musikern – damals wie heute. Dazu zählen Künstler, die längst selbst als echte Koryphäen des Soul, Funk und Pop gelten – wie George Clinton, Michael Jackson und Prince. Auch Browns Einfluss auf die spätere HipHop-Szene ist unumstritten, ist es doch er, der mit seinem neuartigen Sprechgesang und die Reduktion auf einzelne Worfragmente den Grundstein für den späteren Rap legt.

Der Musiker James Brown gilt als Pedant, als Perfektionist, der seine Shows nach einem strikten, regelmäßig geänderten Konzept arrangiert, wogegen er auf eine feste Setlist stets verzichtet und spontan entscheidet, welcher Song als nächstes gespielt wird. Brown besteht auf die Aufzeichnung aller Shows, um sie sich im Anschluss ansehen und von den Musikern gemachte Fehler aufspüren zu können. Abseits der Musik nimmt er es allerdings nicht immer so genau. Er verdingt sich als Nachtclubbesitzer ebenso wie als Inhaber einer Restaurantkette und mehrerer Radiostationen. Trotz seines extremen kommerziellen Erfolgs auf allen Ebenen reicht es dank seines aufwendigen Lebensstils und zahlreicher Steuernachzahlungen häufig nicht, so dass Brown immer wieder kurz vor der Pleite steht. Auch privat läuft es oft nicht rund, so ist Brown im Laufe seines Lebens gleich vier Mal verheiratet. Sein ältester Sohn kommt Anfang der 70er bei einem Autounfall ums Leben, und Brown selbst wird mehrfach wegen illegalen Waffenbesitzes und diverser Drogendelikte verurteilt.

So besonders wie sein gesamtes musikalisches Schaffen und sein Leben ganz allgemein, so besonders auch sein Abgang Weihnachten 2006. Bei einem Zahnarzttermin fällt Browns schlechter Allgemeinzustand auf, was ihn ohne Umweg ins Krankenhaus bringt. Dort stirbt er an einer Herzinsuffizienz in Folge einer verschleppten Lungenentzündung. Bei einer Prozession durch Harlem wird er wenige Tage später in einem weißen Sarg auf einer Kutsche zu dem Ort gefahren, an dem seine Karriere einst begann, dem Apollo Theatre. Im Anschluss überführt man ihn in seine Heimatstadt Augusta und bahrt ihn in einem goldenen Sarg auf. Hier verabschieden sich Tausende Menschen von ihm, darunter auch Michael Jackson, Don King und Jesse Jackson.

Bis heute ist die Begeisterung für James Brown und seine Musik ungebrochen. Seine Stücke gehören nach wie vor zu den am häufigsten gesampleten überhaupt und waren in Produktionen von Band wie Massive Attack, Public Enemy und De La Soul zu hören.

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