Kaffeefahrt nach Griechenland

Kaffeefahrt nach Griechenland

Nach Christian Wulffs mehr oder weniger überraschendem, auf jeden Fall aber längst überfälligem Rücktritt vergangene Woche schien es zunächst so, als sei die Stelle des Bundespräsidenten ähnlich schwer zu besetzen, wie die des „Wetten Dass …?“-Moderators. Wieder vehemente Absagen, strikte Ablehnung und Null-Bock-Einstellung bei einigen potenziellen Kandidaten. Wie wird sich ein Markus Lanz geärgert haben, kurz zuvor bei dem erstbesten Angebot dem ZDF bereits fest zugesagt zu haben? Die Stelle des Bundespräsidenten hätte ihm sicherlich auch gut zu Gesicht gestanden, denn (Re)präsentieren kann er ja gut – vor allem sich selbst. Und wie viele tolle Maßanzüge kann man sich vom Ehrensold in Höhe von jährlich 199.000 Euro bis ans Ende seiner Tage wohl so kaufen?

Nun wird es mit einiger Verspätung doch noch Joachim Gauck, und schon jetzt wird er in den Medien als Freiheitskämpfer, Prediger und großer Gewinner gefeiert. So hohe Erwartungen müssen einem auch als gestandenem Mann von 72 Jahren doch Angst machen!? Und erst die vielen öffentlichen Auftritte und Auslandsreisen … Andere Menschen seines Alters setzen sich maximal noch in einen Bus Richtung Sauerland, um auf dieser Kaffeefahrt Heizdecken, Gesundheitsmatratzen und Aspirin zu Wucherpreisen untergejubelt zu bekommen. Sie hocken in gammeligen Eckkneipen bei pappigen Brötchen mit schwitzender Gesichtswurst und harren der schrecklichen Dinge, die sie noch ereilen, ehe es nach vielen Stunden endlich wieder völlig pleite gen Heimat geht. Gut, die hier beschriebene Situation ist sicherlich einem Staatsbesuch in Griechenland aktuell nicht ganz unähnlich. Und beim Gehalt eines Bundespräsidenten sind ja auch so einige Heizdecken drin, schließlich kann es an der Spitze schon mal recht eisig werden. Bleibt dennoch zu hoffen, dass Herr Gauck in allerbester Verfassung ist und sich nichts, aber auch gar nichts von schmierigen Busfahrern oder windigen Unternehmern aufschwatzen lässt.

Previous post Nudeln für die Liebe
Next post Time To Say Goodbye, Part II