Method Acting für Dummies

Method Acting für Dummies

Das war er also, der schon im Vorfeld heiß diskutierte erste „Til Schweiger-Tatort“. Wieso überhaupt „Til Schweiger-Tatort“? Zumindest in den USA orientiert man sich ja immer eher am Regisseur als am Hauptdarsteller. „Der neue Oliver Stone“. „Der neue Spielberg“. „Der neue Tarantino“. Und auch hier heißt es in Sachen Kino gern „Der neue Buck“. „Der neue Schweighöfer“. „Der neue Schweiger“. „Der neue Schweiger“. Oder „Der neue Schweiger“.

Deutschlands TV-Landschaft funktioniert da anders, geschenkt. Und auch schauspielern muss hier ein Schauspieler noch lange nicht können, um eine Hauptrolle zu ergattern (siehe auch Kati Witt). Und so kam es, wie erwartet. Viel Action, viele Tote, viele Nutten, viel Unterwelt und als Ausgleich ein Held mit besonders wenig Mimik. Dafür ein Mann, der rettet, was es so zu retten gibt. Da läuft er auch schon mal einem flüchtenden Van hinterher, holt ihn tatsächlich ein und schafft es sogar, während der Fahrt die Seitentür zu öffnen und die minderjährige osteuropäische Prostituierte kurz vor dem Exodus aus den Fängen ihres Peinigers zu retten. Gut, ich bin auch sonst keine riesige Verfechterin von dem totalen Realismus im Tatort, aber was zu weit geht, geht doch echt zu weit.

Was Schweiger hingegen nicht gelingt, ist auch nur ein einziges Mal seinen Gesichtsausdruck von etwas dümmlich-naiv in irgendetwas anders zu verwandeln. Til Schweiger spielt Til Schweiger – nur eben mit Superkräften. Da fällt der Apfel übrigens nicht weit vom Stamm, denn auch seine Tochter Luna ist gut darin, debil vor sich hin zu glotzen. Da retten auch Schimanski-Zitate (aus dessen erstem rauen Tatort-Satz mit „Scheiße“ am Ende wird Schweigers modernisiertes „Fuck“.), lustige Seitenhiebe von Nebendarstellern („Ich weiß, das ist etwas outdated.“) und selbstrefernzieller Humor („Ich nuschel ein wenig.“) nichts. Dennoch holt der „Schweiger-Tatort“ Traumquoten, klar. Dass das Quotensystem auch etwas diskussionswürdig ist, stört da die Öffentlich-Rechtlichen wohl wenig. Ich freue mich jetzt auf ein Jahr „Tatort“ ohne Nick Tschiller.

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