Niveau ist, wenn man trotzdem lacht

Niveau ist, wenn man trotzdem lacht

Es gibt Tage, da sitze ich hier und suche verzweifelt nach einem Thema, über das es sich zu schreiben lohnt. Ich bin zumindest bemüht, etwas Adäquates zu finden, das nicht zu ernst, nicht pietätlos, nicht zu eitel und nicht zu persönlich (in eigenem Interesse) ist und eher Allgemeinplätze beschreibt. Etwas, das mir zugegebenermaßen nicht immer/oft gelingt. Für diese Woche sehe ich da zum Beispiel schwarz.

Was könnte es sein, was drängt sich auf? Hier hilft ein Blick in die einschlägigen Magazine, Zeitungen und TV-Sendungen – vorzugweise die, die ganz offiziell niemand liest oder anschaut. Derzeit sehen wir dort hochgeschnürte Silikonbrüste auf dem Oktoberfest und die dazu passenden, künstlich versteinerten Gesichter ihrer Trägerinnen. Uninteressant, jedes Jahr dasselbe, nur immer noch ein bisschen schlimmer. Wenn ich mich gruseln will, schaue ich lieber zum 235. Mal „28 Days Later“.

Vielleicht die Rückkehr der Kaulitz-Zwillinge in die deutsche Öffentlichkeit – als Jury-Mitglieder bei DSDS? Schon immer mehr eine Karikatur ihrer selbst, scheinen sie in der Ferne weiter mutiert zu sein, was nicht nur ihren Eltern Angst machen dürfte. Die Frage, wieso man auch noch irgendeine der vielen Fratzen von einem so überflüssigen Act wie Culcha Candela daneben setzt, stellt sich mir ebenso. Was befähigt ausgerechnet diese drei Flitzpiepen (Zitat Vater), über andere zu urteilen? Früher saßen auf diesem Platz wenigstens noch Menschen mit jahrzehntelanger Erfahrung im Musikbusiness und einem gewissen Grad an Geschäftssinn. Und nun nur noch zweitklassige Chartacts oder ausrangierte Pop-Sternchen, die längst an sich selbst gescheitert sind.

Grund hierfür ist vermutlich, dass sich niemand mehr für diesen Rotz hergeben mag. So passen sich das Niveau der Jury und das der Kandidaten von Jahr zu Jahr immer mehr an. Für die nächste Staffel wünsche ich mir Ex-DSDS-Gewinner Mark Medlock, der inzwischen sicherlich mehr Schimpfwörter drauf hat als sein Mentor Bohlen, und Frau Elvers-Elbertzhagen. Die dürfte nach ihrem Entzug das Niveau der Show noch einmal knapp über Bodenhöhe halten, ehe es spätestens in Folgejahr mit Ole ohne Kohle und den Autohändlern – immerhin in irgendwelchen Downloadcharts und/oder auf Malle vertreten – völlig unterirdisch wird.

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