Patriotismus? Och, warum nicht?

Patriotismus? Och, warum nicht?

Der Ball ist rund. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel … Fußballweisheiten wie diese hört man alle zwei Jahre wieder in jeder schammeligen Eckkneipe und sämtlichen Hipster-Bars von halb informierten Teilzeitanhängern. Die deutsche Nationalmannschaft hat es ins Halbfinale geschafft, und der deutsche Fan ist stolz.

Überhaupt meint man doch, im Jahre 2012 auch als Deutscher mal wieder auf etwas stolz sein zu dürfen – und wenn es nur der Fußball ist. Ausgedrückt wird das durch lächerliche Scheibenfähnchen und peinliche Außenspiegelpräservative – wie bei allen anderen teilnehmenden Nationen eben auch.

Vermehrt wurden Inhaber beschriebener Deutschlanddevotionalien beim Erreichen ihrer Autos überrascht. Statt der schwarzrotgoldenen Flagge flatterte ein Flyer der Grünen Jugend an der nackten Halterung, der Anti-Patriotismus proklamiert und den Halter des Wagens mit Turnvater Jahn, zwei Weltkriegen, dem Nationalsozialismus und der Shoa in einen Topf wirft.

„Die Trennung zwischen guten PatriotInnen und schmuddeligen NationalistInnen gibt es nicht; der positive Bezug zum eigenen „Vaterland“ bedeutet immer auch die Abwertung von Anderen, weil sie zum Beispiel AusländerInnen sind oder homosexuell“, heißt es auf der Website der Grünen Jugend, und unterstrichen wird dieses ohnehin schon peinliche Manifest der Borniertheit und katastrophal falsch verstandenen Liberalität mit einem „Patriotismus? Nein danke!“-Aufkleber.

Was ist denn bei denen schief gelaufen? Müssen wir uns tatsächlich auch noch fast sieben Dekaden nach Ende des Krieges bei jeder Gelegenheit entschuldigen? Reue zeigen? Buße tun? Identitätenlos unser Dasein fristen, bis sich Deutschland irgendwann selbst abgeschafft hat? Faschistoider geht es doch wohl kaum?

Auf was ich in Sachen „Deutsches Fanverhalten“ allerdings getrost verzichten kann, sind die deutschen „Sieg“-Gesänge kurz vor Ende einer geglückten Partie, begleitet von in die Luft gereckten Fäusten, was unschöne Parallelen zur noch unschöneren Vergangenheit aufweist. Nur ist das ein Punkt, der bei der Grünen Jugend gar keine Erwähnung findet …

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