Plastik statt Nikotin

Plastik statt Nikotin

Seit dem 1. Mai werden Raucher auch in NRW endgültig und unwiderruflich aus der hinterletzten Eckkneipe und jeder noch so schmuddeligen Bar verbannt. Nach dem Verbot in öffentlichen Gebäuden und Restaurants nun also der Dolchstoß für die sich und andere gefährdenden Nikotinverfechter. Von der Gesellschaft geächtet, verstoßen und ins vergilbte Abseits gedrängt. Was bedeutet das für die Nichtraucher? Ein gesünderes Miteinander? Vielleicht. Eventuell aber auch einsame Abende in der angestammten Lokalität, weil alle rauchenden Freunde dann doch lieber zuhause bleiben. Nicht zu unterschätzen auch die Körperausdünstungen in erhitzten Räumen wie Clubs und Bars, die die Nase vernimmt, ohne vom Qualm dabei gestört zu werden. Es gibt Schöneres als den Geruch von in billigen Primark-Plastikklamotten schwitzenden Ausdruckstänzerinnen.

Überhaupt ist Primark ja gerade so ein Thema. Nachdem man sich nun auch in meiner Stadt auf die Eröffnung des deutschlandweit elften Stores freut – für mich ein nicht nachvollziehbares Phänomen – macht der irische Konzern derzeit Negativschlagzeilen. Auch einer seiner Lieferanten war in dem Gebäude in Bangladesch ansässig, das aufgrund von Baumängeln einstürzte und Tausende Menschen unter sich begrub. Die Zustände in Billiglohnländern sind schon lange bekannt, und dennoch erfahren Shops wie Primark immer mehr Zuspruch. Zur Krönung werden die gekauften Waren im Laden auch noch in ökobraune Papiertüten verpackt und simulieren so ein nicht vorhandenes Umweltbewusstsein. Lässt sich davon tatsächlich jemand täuschen? Oder ist es den Menschen einfach nur egal, wo ihre Klamotten herkommen, Hauptsache, sie schonen den eigenen Geldbeutel, sehen scheiße aus, fühlen sich kacke an und riechen schlecht?

Bedenklich finde ich auch, wie wenige meiner sonst ach so sozialen Facebook-“Freunde“ – die ständig ihre Meinung zu allen Missständen dieser Welt offen kundtun und auch nicht davor zurückschrecken, Bilder gequälter Tiere zu teilen, um so „Gutes zu tun“ – scheinbar zu diesem Thema zu sagen haben. Vielleicht aber stecken sie auch schlicht noch immer in der kilometerlangen Kassenschlange bei Primark mit prallem Trage- aber ohne Handynetz fest.

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