„Queen & Slim“: Ein Roadmovie zwischen Hoffen und Bangen

„Queen & Slim“: Ein Roadmovie zwischen Hoffen und Bangen

Queen und Slim haben sich eben erst kennengelernt, als sie in eine Verkehrskontrolle geraten, an deren Ende es einen Toten gibt. Von nun an ist das afroamerikanische Paar auf der Flucht vor dem Gesetz und die zwei avancieren zu unfreiwilligen Helden der schwarzen Community.

Bislang kannte man Melina Matsoukas nur als Musikvideoregisseurin. Sie drehte Clips für Stars wie Rihanna, Beyoncé, Whitney Houston, Christina Aguilera, Robin Thicke und Jennifer Lopez. Mit „Queen & Slim“ hat sich die 38-Jährige nun an ihren ersten Langfilm gewagt und ein Roadmovie geschaffen, das vom Alltagsrassismus in den USA und von der Liebe erzählt.

Queen (Jodie Turner-Smith) ist Anwältin und auf der Suche nach Gesellschaft für einen Abend. Die findet sie bei Tinder in Form von Slim (Daniel Kaluuya), der seinerseits eher auf der Suche nach echter Zuneigung ist. Überhaupt scheinen die zwei wenig kompatibel, als sie sich zum ersten Mal in einem Diner treffen. Eine dem Date folgende Verkehrskontrolle, an deren Ende ein weißer, rassistischer Polizist tot ist, schweißt die zwei ungleichen Persönlichkeiten dann notgedrungen zusammen. Gemeinsam sind sie fortan auf der Flucht vor dem Gesetz. Die schwarze Community, die wie der Rest der Öffentlichkeit durch Dashcam-Aufnahmen von dem Geschehenen erfährt, lässt das zunächst unfreiwillige Paar zu Ikonen der #BlackLivesMatter-Bewegung aufsteigen.

Starke Inszenierung mit inhaltlichen Schwächen

Beworben wird „Queen & Slim“ als eine Art „Bonnie & Clyde“-Geschichte, doch sind Queen und Slim keine gewöhnlichen Kriminellen, sondern Opfer des Systems. Dass es überhaupt so weit kommt, ist jedoch einer der wenigen Kritikpunkte an diesem Film. Queen ist eine offenbar gewiefte Anwältin, doch ist es ihr Verhalten, das den Streifenpolizisten immer weiter provoziert und die Ereignisse überhaupt erst in Gang setzt. Ein eher unwahrscheinliches Szenario in den USA, bedenkt man die Geschichte des Landes und die ohnehin schwelenden Konflikte zwischen Afroamerikanern und den Hütern des Gesetzes. Auf dem Roadtrip des Paares quer durchs Land gibt es noch einige weitere solch fragwürdiger Momente. Vieles davon steht im starken Kontrast zu Queens Intelligenz und wirft die Frage auf, warum sie so entscheidet und handelt.

Kann man diese Unstimmigkeiten verschmerzen, sind es vor allem die schauspielerischen Leistungen von Jodie Turner-Smith und Daniel Kaluuya, die „Queen & Slim“ sehenswert machen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt ebenso wie ihre Inszenierung, und so befindet sich der Zuschauer in einem permanenten Zustand zwischen Hoffen und Bangen – um das Leben und um die Liebe der Protagonisten. Da allerdings schon früh klar ist, wie die Geschichte ausgeht, bleibt die große Überraschung am Ende aus.

Aber auch optisch gibt es bei „Queen & Slim“ nichts zu meckern, sowohl in Sachen Ausstattung und Kostüm als auch hinsichtlich der beeindruckenden Kameraarbeit von Tat Radcliffe. Sicherlich der beruflichen Vorgeschichte von Regisseurin Matsoukas geschuldet, wirkt der Film damit in weiten Teilen seiner 133 Minuten wie ein stylishes Musikvideo. Dem spielt dann auch noch der R&B-lastige Soundtrack in die Karten, der unter anderem Songs von Lauryn Hill, Blood Orange, Mike Jones und Vince Staples beinhaltet.

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