Was haben HEDGE HOG mit einem Elch gemeinsam (außer der behaarten Beine)? Nun, beide kommen aus Skandinavien. Was ein Elch ist, weiß auch in unseren Breitengraden beinahe jeder, der norwegische Vierer ist dagegen hier bisher noch kaum jemandem ein Begriff. Dabei hätte die Band sowohl mit ihrem 1992 erschienenen Debüt „Erase“ als auch mit dem großartigen ’93er Album „Primal Gutter“ sicherlich schon viele von ihren Qualitäten überzeugen können. Wer an dieser Stelle satanistisches Grunz-Geknüppel erwartet, weil es doch ach so typisch wäre für das nördliche Europa… Weit gefehlt: Stark an den 70ern orientierte, satte Gitarrenläufe, schwerer, kraftvoller Baßsound und der emotionale Gesang von Morten Kristiansen machen den Charakter dieser Combo aus. Songs wie „Crush“, „Nonconformative“ und „New Water“ besitzen durchaus Undergroundzappelbudenhit-Potential (was du ja am besten wissen mußt, Fräulein Undergroundzappelbudenfroschregentanz… – Red.), und auch „Slow Fuse“ kann mit schleppendem, aber trotzdem nicht weniger eingängigem Sound überzeugen. „Dinosour Patrol“ dagegen überrascht mit ungewohnt melodiösen, poppigen Klängen und Gesangspassagen, dürfte aber für HEDGE HOG-Kenner wenig neu sein, denn derartige „Surprises“ waren auch schon auf den Vorgängern zu finden. Bei dem Kiss-Cover „I Want You“ beweisen Kristiansen & Co. letztendlich noch, daß sie auch richtig losrocken können. Was sie sich jedoch bei dem Bläser-In-und-Outro gedacht haben… Überflüssig, aber nicht unwitzig! Da ja immer alles in irgendwelche idiotischen Schubladen gesteckt werden muß, soll das auch hier nicht fehlen: HEDGE HOG sind wohl am ehesten zwischen älteren Soundgarden und den immer wieder gern als Vergleich genommenen Led Zeppelin anzusiedeln. Alles in allem haben die vier Norweger eine gelungene und abwechslungsreiche, knapp halbstündige Mini-CD vorgelegt, der ich jedoch „nur“ 8,5 Punkte zusprechen kann, weil sie doch nicht ganz die Klasse des Vorgängers erreicht.
NICOLE ANKELMANN
Note 8,5
Review von 1994 / Rock Hard Nr. 85 / Hedge Hog
