Saisonaler Sozialautismus in Vorbereitung

Saisonaler Sozialautismus in Vorbereitung

Endlich kommt die globale Erwärmung mal dort an, wo sie einst ausgelöst wurde. Bei mir. Nach jahrelangem Gebrauch von Haarspray in FCKW-haltigen Dosen kann ich nun also die Früchte meines Einsatzes ernten und Ende Oktober bei 23 Grad Außentemperatur sommerliche Herbstsparziergänge unternehmen.

Dabei hatte ich mich doch so auf verregnete Wochenenden und düster-deprimierende Herbstabende gefreut, die ich frei jeglichen schlechten Gewissens auf dem Sofa vertrödelt wollte. Und nun muss ich schon wieder vor die Tür. Für diese Jahreszeit und mich ganz untypisch. Soziale Kontakte werden eigentlich für die kommenden Monate – die Zeit deckt sich in etwa mit der empfohlenen Winterreifentragedauer von Oktober bis Ostern – sprichwörtlich eingefroren. Das natürlich immer in der Hoffnung, sie im nächsten Frühling wieder auftauen zu können – sofern ich mich noch an die Namen meiner sozialen Kontakte erinnere.

Doch dafür gibt es gottlob Facebook, denn hier in Kontakt zu bleiben, fällt auch dem größten Sozialautisten leicht. Ein „Gefällt mir“ hier, ein kurzer Kommentar dort oder mal ein hochgeladenes Foto von sich selbst, seinem Essen oder einem alkoholischen Getränk, und schon rückt man wieder in den Mittelpunkt des Interesses anderer saisonaler Sozialautisten. Setzt man das alles über die kommenden Wochen geschickt ein, ist das soziale Umfeld für 2014 gesichert. Wichtig ist, vorab immer wieder zu betonen, wie egal für echte Freundschaften die Regelmäßigkeit des persönlichen Kontakts ist. Echte Freundschaften überstehen nämlich auch Minustemperaturen. Hoffe ich.

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