Spaßfreigesellschaft

Spaßfreigesellschaft

So richtig beliebt macht sich unsere ohnehin schon mehrfach in Ungnade gefallene Familienministerin Kristina Schröder ja nicht gerade. Erst die Diskussion um eine nicht ganz selbständig erstellte Doktorarbeit, dann ihre eher unpolitischen Ansichten zum Thema Emanzipation, sie sie für die nächsten Generationen auch noch in einem Buch festgehalten hat. Gut, die werden es vermutlich nicht lesen, denn zur Pflichtlektüre im Politikunterricht wird dieses Werk sicher nicht erkoren. Wohl auch, weil der Name Schröder bei Schülern und den unter deren Frust leidenden Lehrern bald auf der Schwarzen Liste stehen dürfte.

Frau Schröder, selbst noch keine 35 Jahre, scheint schneller zu altern als andere. Ihr Idee, die 20 Uhr-Sperrstunde für Jugendliche unter 16 einzuführen, zeugt davon, dass ihre eigene Teenagerzeit fern jeder Erinnerung liegen muss. Wo hängt man mit 15 denn so rum, wenn man keine guten Kontakte zur Unterwelt und so einen gefälschten Ausweis für den Club in der Tasche hat? Richtig. Auf der Kirmes, auf Volksfesten und anderen öffentlichen Events mit lustiger Musik und guter Laune. All das bald nur noch bis 20 Uhr oder in Begleitung eines Erziehungsberechtigten? Eine solch realitätsferne Vorstellung des erträglichen Teenagerdaseins lassen vermuten, dass die kleine Kristina früher selbst wenig zu lachen hatte und ihr persönliches Wochenhighlight daraus bestand, mit den Eltern am Samstagabend „Wetten, Dass …?“ zu schauen. Immerhin noch mit Frank Elstner statt Thomas Gottschalk.

Alkoholverbot in der U-Bahn. Grillverbot im Park. Rauchverbot in allen Kneipen Aufenthaltsverbot auf ausgewählten öffentlichen Plätze zwecks Sicherung der Nachtruhe. Neue GEMA-Tarife und kollektives Clubsterben in 2013. Von der Spaßgesellschaft zur Spaßfreigesellschaft. Endlich können sich die Kids auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens konzentieren: Komasaufen im heimischen Kinderzimmer.

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