Survival of the Richest

Survival of the Richest

Es ist Fastenzeit – zumindest für all jene, die es über die tollen Tage in den Karnevalshochburgen wieder total übertrieben haben. Das betrifft mich gottlob nicht, fasten können also andere. Nichts bereitet mir schlechtere Laune als erzwungener Verzicht. Sträuben sich Kopf und Körper von ganz allein gegen Fette, Kohlenhydrate, Zucker und Alkohol, scheint es mir angebracht, diesem Impuls zu folgen. Ist dem jedoch nicht so, sehe ich es gar nicht ein. Wozu auch? Für eine Verlängerung des Lebens? Dafür sorgt doch bereits die Forschung.

Zwar verstehe ich nicht so wirklich, wie es funktioniert, aber der Genom-Forscher Craig Venter arbeitet aktuell an unser aller Unsterblichkeit. Mit den Gendaten Hunderttausender und der Sequenzierung des menschlichen Erbguts möchte er Krebs, Herzkrankheiten und Demenz bekämpfen. Das scheint mir ja erst mal löblich. Doch wohin soll das führen? Unsterblichkeit macht mir eher Angst als Hoffnung. Dabei meine ich nicht mal meine eigene, denn sicherlich können sich das am Ende ohnehin nur die oberen 10.000 leisten, denken wir allein an die leeren Rentenkassen.

Prädestiniert für die Unsterblichkeit sind finanziell Gutgestellte, die ein Problem mit dem Altern haben. Ich stelle mir das Jahr 2086 vor: „Wetten, Dass …?“ wird inzwischen wieder von Thomas Gottschalk (136) moderiert, weil Markus Lanz (117) mit 97 keine Lust mehr hatte und endlich nach Grönland auswanderte. Für den Oscar als mimikfreieste Schauspielerin in einem Drama nominiert ist Nicole Kidman (119), und Karl Lagerfeld (153) stellt bei der Berlin Fashion Week seine Ü100-Sommerkollektion vor. Wie groß die Ähnlichkeit Wolfgang Joops (142) dann mit jenem Schwamm sein wird, den Forscher in der Antarktis entdeckten und auf 10.000 Lebensjahre schätzen, möchte ich mir dagegen lieber nicht vorstellen.

Ich wäre 2086 immerhin auch schon 115 Jahre alt, was mir weder erstrebenswert noch erreichbar scheint. Angesichts der oben beschriebenen Ereignisse bin ich dann ohnehin lieber tot.

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