Time To Say Goodbye, Part II

Time To Say Goodbye, Part II

Anfang bis Ende der 80er war ich ein ziemlich großer Madonna-Fan. Mit allem, was im post- bis prepubertären Alter von 12 bis 20 Jahren eben so dazu gehörte. Große Ohrringe, Ketten mit überdimensionalen Strasskreuzen, weite Netzoberteile zu ansonsten knapper Bekleidung und Eltern, die angesichts dieses in einer Kleinstadt doch eher gewagten Stylings die Hände über dem Kopf zusammenschlugen.

Bis heute hege und pflege ich mein Vinyl ihres ersten Albums inkl. Hits wie „Borderline“ und „Holiday“. Und auch „Like A Virgin“, „True Blue“, „Like A Prayer“ und „Erotica“ werden regelmäßig entstaubt. Spätestens Mitte der 90er trennten sich dann unsere Wege, und beim 1998 erschienenen „Ray Of Light“ war ich komplett raus. Das lag sicherlich an dem meinerseits gewandelten Musikgeschmack, andererseits aber auch an mangelnder Originalität ihrerseits. Ein bisschen sind wir also beide Schuld an der Misere.

Wenn ich heute an Madonna denke, dann eher mit einem bitteren Beigeschmack. Nicht, dass ich die Diskussion unterstützten möchte, die regelmäßig über ihrer im Alter von 53 Jahren recht gewagten Outfits und Bühnenauftritte entbrennt. Dank Sport, gesunder Ernährung und der modernen Wissenschaft und Technik um Lifting, Hyaluron, Botox und Photoshop sieht sie ja tatsächlich – zumindest professionell geschminkt und von weitem – noch ganz passabel aus. Aber in Würde altern geht sicherlich anders.

Viel schlimmer finde ich, dass Frau Ciccone musikalisch mittlerweile ähnlich auf Sand läuft, wie filmisch. „Susan … verzweifelt gesucht“ war seinerzeit mein Mantra – Herrgott, ich war 14! – doch kaum etwas, das darauf folgte, ist heute noch eine Erwähnung wert. Dies gilt nun eben leider auch für ihre Musik. Nicht nur, dass ich den Titel ihrer neuen Single – „Girl Gone Wild“ – für eine Frau von 53 Jahren ziemlich unpassend gewählt finde, gehe ich doch davon aus, dass sie selbst das besungene Girl ist bzw. sein möchte. Auch der mir Schmerzen verursachende Billo-Eurodance-Sound der Nummer hätte es nicht mal in den musikalisch ohnehin schon teils unterirdischen 90ern geschafft, in irgendeiner Großraumdisko auf dem platten Land gespielt zu werden.

Und daher geht es mir mit Madonna ein bisschen so wie mit Thomas Gottschalk und/oder Michael Ballack. Aus Bewunderung – oder zumindest Respekt – wird Mitleid. Rechtzeitig den Absprung zu schaffen ist eben eine Kunst, die nicht jeder beherrscht.

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