Wahre Ewigkeit ist relativ

Wahre Ewigkeit ist relativ

Mir fällt es schwer, die Begeisterung vieler Tausend für die Rückkehr der Böhsen Onkelz zu teilen. Damit bin ich nicht allein. Doch noch viel unangenehmer als der Stumpfsinn der Altherrendeutschrocker mit Negationshintergrund finde ich ihren für ein paar Schnäpse gebuchten Marktschreier Ben Becker als verachtenswertes Vorprogramm.

Als ich mir das Video seines Auftritts als Ansager der Onkelz am Hockenheimring ansah, schämte ich mich nicht nur in Vertretung für den Rest seiner Familie – ob tot oder lebendig – sondern rechnete vor allem sekündlich damit, dass er „Aaaale, fangfrische Aale. Makrelen, mit und ohne Locken!“ rufen und mit Fisch um sich werfen würde. Schnaps-Ben ganz in seinem Element, als Stand-up-Comedian ohne Comedy und Support für eine Band, die man genauso wenig braucht. Onkelz-Fans sehen das natürlich anders. Ich aber finde die zur Schau gestellte Aufmüpfigkeit der Männer um die 50 eher peinlich als provokant. Und doch haben es Weidner, Russell und Co. mit dem für sie üblichen, natürlich ständig missverstandenen Plattitüdengebell wieder in die Medien und sogar in meine Kolumne geschafft. Verdammt. Wie konnte das passieren?

Der Name dieser Band hat maximal noch etwas auf der Heckscheibe einer tiefergelegten Rennflunder mit JWD-Kennzeichen aus den 80er-Jahren zu suchen, die man in den 90ern irgendeinem glatzköpfigen Hirni für 120 DM abgekauft hat. Und das auch nur, weil der Trick mit dem Fön zum Ablösen lästiger Aufkleber noch nie so wirklich funktioniert hat. Dabei heißt es doch ausgerechnet bei den Onkelz, nichts sei für die Ewigkeit. Auf deren Heckscheibenaufkleber trifft das wohl nicht zu, oder warum sieht man sie auch im Jahr 2014 immer noch? Für den speziellen Fall Böhse Onkelz und den tiefen Fall des Ben Becker kann ich nur hoffen, dass diese besagte Ewigkeit verdammt bald eintritt.

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