Wer ich? Ich war das nicht …

Wer ich? Ich war das nicht …

Ich weiß nicht, ob er das wirklich gesagt hat, aber was ein großes deutsches, von den meisten ungelesenes Boulevardblatt – dabei bezugnehmend auf ein großes Schweizer, von den meisten ungelesenes Boulevardblatt – über Jan Ullrich berichtet, entbehrt trotz aller Tragik nicht auch einer gewissen Komik.

Der ehemalige Radrennprofi und als Dopingsünder überführte Ullrich soll alkoholisiert einen Autounfall verursacht haben, bei dem zwei Menschen verletzt und drei Autos zum Totalschaden umfunktioniert wurden. „Mein Gott, das kann jedem mal passieren“, soll er gesagt und den vorherigen Konsum von Alkohol vehement abgestritten haben. Immer erst mal leugnen, das kennt man von ihm ja schon. Das mit dem Trinken, Fahren und Verunfallen ist ihm übrigens schon einmal „passiert“ – als er betrunken einen Porsche schrottete. Und auch dieses Mal heißt es, die Polizei habe ihm noch am Unfallort wegen festgestellter 1,4 Promille den Lappen abgenommen.

Der Jan hat aber auch immer ein Pech. Vermutlich hat ihm jemand als Nougatpralinen deklarierte Weinbrandbohnen untergejubelt. Oder der zum Mittag verzehrte Schweinebraten lag zu lange in einer Rotweinsoße, deren Alkoholgehalt noch nicht gänzlich verkocht war. Eventuell hat das Tier selbst aber auch vor seiner Hinrichtung ein Alkoholproblem gehabt. Oder die sehr dumme Bedienung hat das bestellte alkoholfreie Bier beim Einschenken mit einem gewöhnlichen verwechselt. Wie immer es auch war, schuld ist Jan Ullrich in keinem Fall.

Im Juni 2013 räumte er nach jahrelangem Hin und Her und allerlei öffentlicher Unschuldsbeteuerungen ein, mit Hilfe von Fuentes gedopt zu haben. Nicht, ohne sich auch hier zu verteidigen, schließlich habe er nie etwas genommen, das die anderen nicht auch genommen hätten. Ihm ging es nur um Chancengleichheit. Um Fairness. So ist er nunmal, der Jan. Fair bis zum letzten Tropfen.

Hat dem eigentlich schon mal jemand gesagt, dass Männer, die sich aus allem herauszureden versuchen, erbärmlich sind? „Schatz, ich habe keine Ahnung, wie der Lippenstift an meinen Hemdkragen kommt. Das muss in der Reinigung passiert sein.“ – „Liebling, ich musste mir mit meiner jungen Sekretärin ein Hotelzimmer teilen, weil das Hotel bei der Buchung ein Fehler unterlaufen ist und nichts sonst mehr frei war.“ –„Darling, dass die blöde Kuh, mit der ich dich betrogen habe, nicht wie versprochen verhütet hat und nun schwanger ist, ist doch nun wirklich nicht meine Schuld. Ehrlich!“ Und vor allem ehrlich langweilig!

Previous post Sternstunden 1984 – Single Top 30
Next post Alle Farben – Synesthesia