WhoMadeWho – Porno vs. Tantra

WhoMadeWho – Porno vs. Tantra

Tomas Barfod, Jeppe Kjellberg und Tomas Hoffding haben sich über all die Jahre, die es sie nun schon als WhoMadeWho-Dreigestirn gibt, den Ruf einer exzellenten Live-Band erarbeitet. Ihre Alben pendeln stilistisch zwischen Disco, Funk, Punk, Indierock und Pop und ihre Konzerte sind stets ausverkaufte Feuerwerke der guten Laune. Vor knapp zwei Jahren erschien mit »Dreams« der sechste Longplayer der Dänen und da sich der WhoMadeWho’sche Zweijahresrhythmus bewährt hat, soll noch in diesem Jahr der siebte kommen. Weil aber das Auflegen in ihrem musikalischen Dasein eine zunehmend größere Rolle spielt, wurde dem Kopenhagener Trio nun die Ehre zuteil, die 17. Ausgabe der Get-Physical-Compilation-Reihe »Body Language« zu mixen. Wie das genau abgelaufen ist, hat Tomas Barfod jetzt im Interview erzählt.

Drei Leute, ein Mix. Wie schwer – oder auch einfach – war es, die richtigen Stücke für die „Body Language“-Compilation zusammen zu sammeln? Wurde viel diskutiert?
Tomas: Nein, es war eigentlich ganz einfach. Ich lege ja schon seit vielen Jahren auf und bin da ziemlich im Thema. Ich habe also erst mal eine lange Liste mit Songs erstellt und sie den anderen vorgelegt, Jeppe und Tomas haben die dann noch mit ihren eigenen Ideen ergänzt. Außerdem haben uns noch einige unserer Freunde mit ihren Vorstellungen unterstützt. Als die perfekte Liste dann stand, war der nächste schwere Schritt, die Tracks so zu kombinieren, dass es Sinn macht. Auch das habe weitgehend ich übernommen, allerdings mit einem intensiven Feedback vom Rest der Gang.

Gab es vorab eine genaue Vorstellung des Ergebnisses, so etwas wie eine Zielvorgabe, wohin ihr mit dem Mix wollt, welche Stimmung erzeugt werden soll?
Es ist immer schwer, die Balance zwischen tanzbarer Musik und einer Atmosphäre außerhalb des Clubs zu kreieren. Wir wollten einen Tanzmix machen, der aber auch gut am Strand, im Auto oder im Wohnzimmer funktioniert. Und es war von vornherein wichtig für uns, Vocalsongs dabei zu haben sowie organische Sounds, denn es sollte schon mit dem harmonieren, was wir als Band machen.

Mit dabei sind Stücke von The Acid, Cubicolor, Luke Abbott, George FitzGerald, DJ Tennis, &ME, Fort Romeau und Clark. Warum habt ihr euch schlussendlich für diese entschieden? Gibt es Nummern, hinter denen eine bestimmte Story steht oder zu denen ihr einen besonderen Bezug habt?
Die meisten der Songs sind besonders für uns und alle Künstler, die vertreten sind, haben unseren größten Respekt. Sie alle machen wunderbare Musik und das auf eine glaubwürdige und künstlerische Art und Weise. Der Einstiegstrack von The Acid ist einer unserer liebsten Songs überhaupt und ich habe Cubicolor via Shazam entdeckt, als ich mich gerade auf einer Terrasse in Los Angeles betrank.

Wie ähnlich ist der Mix einem WhoMadeWho-DJ-Set? Oder anders: Wo liegen die größten Unterschiede?
Im Club spielen wir schon ein wenig härter und funktionaler. Und wir spielen eigentlich auch kaum Vocalsongs. Viel lieber fügen wir die Vocals live hinzu und spielen die Synthesizer ebenfalls selbst. Unsere DJ-Gigs bestehen im Grunde aus 50 Prozent eigenem Material, Remixen und neuen Kreationen durch das Hinzufügen von Vocals zu irgendeinem der gespielten Tracks. Das macht immer großen Spaß, weil wir eine völlig neue Art entwickeln, unsere eigenen Songs zu spielen und immer etwas ganz Neues dabei herauskommt. So oder so ähnlich haben wir das aber auch für den Mix gemacht.

Habt ihr euch vorab andere Mixe aus der »Body Language«-Reihe angehört? Es gab immerhin schon 16 vor euch von Künstlern wie Matthew Dear, Dixon und Modeselektor.
Wir haben versucht, genau das zu vermeiden. Wir wollten uns im Vorfeld nicht zu viele andere DJ-Mixe anhören, um ganz „unbelastet“ an die Arbeit an unserem eigenen heranzugehen.

Welchen Blick auf die Reihe bzw. auf das verantwortliche Label Get Physical habt ihr ganz allgemein?
Unsere Geschichte mit Get Physical startete schon vor vielen Jahren und so war es toll, mit Phillip und Roland über neue gemeinsame Releases zu quatschen. Bislang war das sehr ergiebig. Sie haben uns alle Freiheiten gelassen und unsere Ideen absolut unterstützt.

Ihr seid eine fantastische Live-Band, eure Konzerte gleichen stets einem Happening. Warum spielen Mixe und das Djing im Allgemeinen für euch überhaupt noch eine so wichtige Rolle? Ist es eine Art Ausgleich, gibt es auf beiden Seiten Vorzüge und Nachteile?
Es gibt viele Gründe, warum wir überhaupt mit dem Auflegen angefangen haben. Zuallererst einmal ist es für uns sehr inspirierend, gemeinsam etwas Neues zu machen und die Art der Zusammenarbeit zu variieren. Auch wollen wir unsere Fans noch mal auf einem anderen Level erreichen. Im Club bei einem DJ-Gig ist es oft wesentlich intimer, als wenn du bei einer Live-Show auf einer großen Bühne stehst. So können wir außerdem an Orten und in Städten spielen, an die wir live nicht kommen, denn so ein Live-Setup ist ja weitaus komplizierter und aufwendiger. Das Auflegen hat im Ganzen auch einen anderen Flow als das Live-Spielen. Ein Konzert ist sehr strukturiert und man weiß immer, wie es beginnt und wie es endet. Ein DJ hingegen kann die Richtung mittendrin einfach mal wechseln und die Dinge in die Länge ziehen. Es ist ungefähr so, wie wenn man Porno mit Tantra vergleicht.

Ihr seid aktuell viel unterwegs. Spielt ihr dann immer wieder auch DJ-Gigs oder sind die meisten der Tour-Stopps klassische Konzerte?
Wir werden in Kürze die Termine zu einer kleinen DJ-Tour durch Europa und die USA bekannt geben. Im Moment spielen wir tatsächlich mehr DJ-Gigs, denn wir wollen unser Live-Set bis zum nächsten Album noch ein bisschen schonen. Nur in Mexiko werden wir bald einige Tage verbringen und dort ein Konzert am Strand spielen.

Glaubt ihr, dass eine WhoMadeWho-Compilation dieselben Fans anspricht wie ein Album oder hofft ihr auch darauf, eure Fanbase so noch mal ausbauen zu können?
Wir hoffen so ein bisschen auf beides. Wir haben eine lange und enge Beziehung zur Clubszene, wir haben auf einigen der besten Labels veröffentlicht und wurden von den besten Künstlern der Welt geremixt. Wir lieben die Energie der Clubszene, aber wir waren nie der klassische Club-Act und bislang haben wir – glaube ich – nicht allzu viele Fans dort. Also hoffen wir natürlich schon, diese mit der Compilation für uns gewinnen zu können. Und unsere Fans stehen sowieso immer zu uns, auch wenn wir mal einen Ausfallschritt in die eine oder andere Richtung machen.

Mit »Hi & Low« ist auch ein neuer Track von euch auf der Compilation zu finden. Habt ihr den extra dafür produziert?
Ja, allerdings. Und wir sind super happy damit. Womöglich wird er auch auf unserem nächsten Album vertreten sein, das ist aber noch nicht ganz sicher.

Ein gutes Stichwort. Das letzte Album »Dreams« ist 2014 erschienen. In der Regel veröffentlicht ihr alle zwei Jahre einen neuen WhoMadeWho-Longplayer. Jetzt haben wir 2016. Rechnen wir kurz nach … Wann ist es also so weit?
Wir haben bereits einige Songs fertig und es sieht ganz gut aus. Bislang ist es stilistisch ein Mix aus allen vorangegangenen Alben und sollte schon noch in diesem Jahr fertig und veröffentlicht werden.

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