Zeige mir deinen Finger, und ich sage dir, was du mich kannst …

Zeige mir deinen Finger, und ich sage dir, was du mich kannst …

Ein Mittelfinger als Stein des Anstoßes. Was dem griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis gerade widerfährt, hat Peer Steinbrück bereits ein paar Jahren hinter sich. Das Wutbürgertum in Form der Bildleserschaft hat wieder seinen Aufreger. Ausgerechnet die journalistisch ach so hochqualifizierte Jauch-Redaktion machte erst Varoufakis und dann am Ende doch eher sich selbst zum Gespött.

Anstatt vorab die Quellen, aus denen vorgeführtes Material stammt, genau zu prüfen, wird das erst nach der Sendung getan. Und nur am Rande darauf hinzuweisen, von wann das Video ist und worum es darin mal ging, ist fast noch manipulativer als es ein ins Video reinretourschierter Finger wäre. Dann stellt man dem redegewandten Finanzminister Bild-Kolumnist Ernst Elitz und CSU-Politiker Söder gegenüber, zwei schwache Gesprächspartner, die nichts als die üblichen Stammtischparolen von sich geben. Die Charme- und Schlauoffensive von Varoufakis hatte quasi freie Fahrt. Gut, ein „kleines Liquiditätsproblem“, wie er es nennt, beschreibt die Griechenlandkrise sicherlich nicht gerade treffend. Die Zwangskredite aus dem Zweiten Weltkrieg direkt vom Tisch zu wischen, ist aber dennoch ebenso unlauter, wie das Zeigen eines zwei Jahre alten Videos, das in einem anderen Kontext entstand als dem besprochenen. Und dass der Finger – ob echt oder nicht – mal wieder das ist, was am Ende einer Diskussion über die mögliche Rettung Griechenlands übrig bleibt, ist doch der eigentliche Skandal. Aber so war es ja auch einst bei Peer Steinbrück oder auch Frau Merkels Deutschlandkette.

Und was will man schon von einer Sendung erwarten, die den glatzköpfigen Finanzminister bei der Einführung als den „Bruce Willis Griechenlands“ bezeichnet? Schon zu diesem Zeitpunkt wäre Abschalten oder gleich Umschalten zum Privatfernsehen wohl die bessere Alternative gewesen.

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