Playlist: Zum 70. Geburtstag von Jim Morrison

Playlist: Zum 70. Geburtstag von Jim Morrison

70 Jahre alt wäre Jim Morrison heute geworden, hätte er sich nicht 1971 von dieser Welt verabschiedet. So wurde er unfreiwillig Mitglied, nein, Vorstand des legendären „Club 27“. Morrison verabschiedete sich aus einer Welt, die er und die ihn nie verstand. Geschwächt von Größenwahn, Drogenexzessen, Alkoholismus und einer ständig schwelenden Todessehnsucht muss das, was am 3. Juli in Paris geschah, für Morrison eine Erlösung gewesen sein. Eigentlich wollte er während einer Auszeit in Paris wieder zurück ins Leben, zurück zur Musik finden – und fand am Ende doch nur den Tod. Sein Herz versagte in der Badewanne und machte den The Doors-Frontmann zur toten Legende, nachdem er viele Jahre bereits eine lebende war. Bis heute verkörpert Morrison das Bild des gebrochenen und rebellischen Rockstars wie sonst keiner. Sein Grab ist eine Pilgerstätte, die – inzwischen zum Schutz eingezäunt – auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise noch immer seine Fans empfängt. Bewundert wird Morrison natürlich für sein musikalisches Schaffen, aber auch für sein Geschick, die kurze Zeit seines Lebens nach allen Regeln der Kunst genutzt zu haben.

1965 am Venice Beach von Morrison und Ray Manzarek gegründet, namentlich inspiriert vom Blake-Gedicht „Doors Of Perception“ und schon damals unter dem Einfluss von LSD und diversen anderen Drogen stehend, avancieren The Doors schnell zu den absoluten Lieblingen der späten Sechziger und Morrison zum Vorbild einer desillusionierten Generation. Die einzigartige Kombination aus düsterer Melancholie, verwegener Optik und exzessiver Lebensweise macht Morrison außerdem zu einem Sexsymbol, dem nicht nur Frauen zu Füßen liegen. Er selbst möchte sich als Poet verstanden wissen, verpackt seine Träume und Ängste in Worte, die seine Anhänger bewegen. Das 1967 veröffentlichte „The End“ in all seiner Länge ist bis heute einer der wichtigsten und bahnbrechendsten Songs von The Doors, der die Bürgerlichkeit der USA der damaligen Zeit als Scheinmoral entblößt und ein Tabuthema wie Inzest in den Mittelpunkt rückt. Durch derartige Provokationen sind The Doors und gerade Jim Morrison bald auch vielen Menschen anderer Bevölkerungs- und Generationsschichten ein Dorn in Auge und Ohr und der Alptraum eines verlogenen Amerikas.

Der Erfolg steigt Morrison ebenso zu Kopf wie der langjährige Drogenkonsum gepaart mit jeder Menge Alkohol und seiner ohnehin schon düsteren Grundeinstellung. Es kommt bei Konzerten vermehrt zu Ausfällen seinerseits, die 1969 während eines Auftritts in Miami ihren Höhepunkt finden. Morrison betritt unter Polizeischutz die Bühne und droht an/verspricht, seine Lederhose zu öffnen. Was dann wirklich geschieht, weiß niemand. Hier gibt es ganz unterschiedliche Zeugenaussagen. Und doch wird Morrison zu einer Geldstrafe und einem halben Jahr Gefängnis verurteilt. Diese Strafe tritt er nie an, sondern flieht stattdessen nach Paris (2010 wird er übrigens posthum begnadigt, da ihm eigentlich nie ein Tatbestand nachgewiesen werden konnte). Paris ist damit nicht nur der Ort seines Todes, sondern auch sein – kurzfristiger – Rettungsanker in allergrößter Not. Und so ist es wohl nur nachvollziehbar, dass Jim Morrison genau dort begraben liegt – neben anderen verblichenen Poeten wie Oscar Wilde, Marcel Proust und Antoine de Saint-Exupéry.

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