Mit „Lassie“ bringt Regisseur Hanno Olderdissen einen US-Klassiker zurück ins Kino. Mit dabei ist neben Sebastian Bezzel und Matthias Habicht auch Anna Maria Mühe. Mit ntv.de spricht die 34-Jährige über den tierischen Film und schauspielende Kinder.
Die Filmografie von Anna Maria Mühe ist lang. Seit 2002 dreht die Tochter des 2007 verstorbenen Schauspielers Ulrich Mühe in schöner Regelmäßigkeit nicht nur Jahr für Jahr hochkarätige Fernsehfilme. Auch war sie zuletzt in der ersten deutschen Netflix-Produktion „Dogs of Berlin“ zu sehen sowie aktuell in der ZDF-Serie „Die neue Zeit“ über die Gründerjahre des Staatlichen Bauhauses in Weimar als Kunststudentin Dörte Helm.
Mit „Lassie“ kommt nun ein Kinderfilm mit der 34-Jährigen in die Kinos, in dem sie die Mutter von Hundebesitzer Flo spielt. ntv.de sprach mit der Berlinerin über ihre Ansprüche an ein gutes Drehbuch und Wünsche für die Zukunft.
ntv.de: Anna Maria, bist du eher ein Hunde- oder ein Katzenmensch? Und warum?
Anna Maria Mühe: Ein Katzenmensch, ich hatte als Kind immer Katzen als Haustiere.
In welchem Verhältnis standest du im Vorfeld zu „Lassie“? Verbindest auch du damit Kindheitserinnerungen?
Ich kenne die amerikanische Serie und habe sie als Kind gern geschaut. Und heute gibt es „Lassie“ als Zeichentrickserie, die schaut meine Tochter wiederum.
Also war für dich sofort klar, dass du bei diesem Projekt dabei sein möchtest?
Der erste Gedanke war, dass ich unbedingt mal einen Kinderkinofilm machen möchte. Wenn man eigene Kinder hat, hat das einen ganz anderen Mehrwert, nämlich dass das Kind diesen Film auch schauen kann und es eine schöne Unterhaltung ist. Aber auch, weil ich selbst Familienfilme liebe. Ich habe meine Kollegen immer dafür beneidet, wenn sie in Kinderfilmen mitspielen durften.
Deine Rollen sind – ohne es despektierlich zu meinen – sonst allerdings weitaus anspruchsvoller als die der Sandra Maurer. Ist das also auch mal eine willkommene Abwechslung, wenn man sich nicht erst ewig vorbereiten muss?
Natürlich ist es etwas ganz anderes als zum Beispiel die Rolle von Beate Zschäpe („Mitten in Deutschland: NSU“) oder Dörte Helm („Die neue Zeit“). Dafür musst du Bücher wälzen, Dokumentationen gucken, Malen lernen. Und bei „Lassie“ habe ich einfach eine Figur gespielt, die lustig und fröhlich war.
Und schwanger. Selbst da konntest du dich ganz gut hineinfühlen…
Genau, das kannte ich und wusste sofort, wie es geht. (lacht) Es ging dieses Mal also eher darum, eine gute Energie zwischen uns zu finden – mit Nico Marischka als meinem Sohn Flo und Sebastian Bezzel als Vater, damit es glaubwürdig ist, dass wir eine Familie sind.
Grundsätzlich sagt man, dass das Drehen mit Tieren und mit Kindern nicht ganz einfach ist. Was findest du tatsächlich schwieriger?
Ich würde sagen das Tier. Es ist unberechenbarer. Und in unserem Fall sind die Kinder wirklich toll gewesen. Schon bei der Leseprobe dachte ich: „Das gibt es doch gar nicht, wie die schon mit Texten umgehen.“ Es war ein Umgang mit den Dialogen, der so authentisch und so ehrlich war, als würde Nico mir das gerade das erste Mal erzählen. Das hat mich sehr beeindruckt.
Könntest du dir das eines Tages auch für deine Tochter vorstellen?
Erstmal stelle ich mir für sie gar nichts vor, das darf sie selbst entscheiden. Aber wenn sie es irgendwann gern möchte, dann wird man darüber sprechen. Es gab Anfragen, ob sie meine Tochter in einem Film spielt, aber die beantworte ich immer mit „Nein“.
Wenn es bei „Lassie“ deine Idee war, endlich mal in einem Kinderfilm mit zu spielen, was ist es sonst, was dich an einem Drehbuch packen muss, damit du zusagst?
Die Geschichte und wie sie geschrieben ist. Geht bei mir eine Fantasie los, wird es sofort bebildert in meinem Kopf? Dann geht es ganz klar um die Dialoge. Wie gut sind sie geschrieben? Und wenn sie schlecht geschrieben sind, kann ich mir vorstellen, es besser zu machen, oder wäre das ein zweiter Job neben meinem eigentlichen als Schauspielerin? Oft geht es bei mir los, wenn ich das Buch plötzlich laut zu lesen beginne, dann passiert irgendwas bei mir. Es ist eine Bauchentscheidung. Dann schaue ich auch, wer Regie führt und wer die Kollegen sind. Oder ich gehe zum Casting und entscheide danach.
Muss man da noch hin, wenn man in der oberen Riege der Schauspielerinnen in Deutschland angekommen ist? Trudeln die Anfragen nicht einfach so bei dir ein?
Das gibt es auch, aber es gibt eben auch immer noch Castings. Ein Casting ist eine Situation, in der du selbst fühlen kannst, ob du es dir mit dem Regisseur oder der Regisseurin vorstellen kannst, sechs, sieben, acht Wochen zu arbeiten. Du hast den Luxus, einen Probedurchlauf zu machen. Und wenn der sich nicht gut anfühlt … Es ist ja deine Lebenszeit.
Welche Personen am Set sind für dich neben dem Regisseur wichtig?
Manchmal habe ich Mitspracherecht und darf meine Maskenbildnerin und meinen Fahrer mitbringen.
Was natürlich wichtig ist, der Fahrer ist immerhin der erste, den man morgens sieht, und der letzte am Abend.
Stimmt, total. (lacht) Und der Maskenbildnerin kannst du nichts vormachen. Die sieht sofort, wie du geschlafen hast. Sie weiß sofort, wie es dir geht.
Du hast mit „Dogs of Berlin“ eine Netflix-Serie gemacht, mit „Die neue Zeit“ eine Serie fürs ZDF und mit „Lassie“ nun einen Kinofilm. Spielt die Plattform für dich eine Rolle bei der Entscheidungsfindung?
Nein, das ist für mich nicht ausschlaggebend. Für mich zählen das Buch und die Figur. Bei „Dogs of Berlin“ war es die Bine, die hat mich einfach überzeugt . Es war eine schöne Chance, mal sowas spielen zu können. Und bei „Lassie“ war es eben der Kinderfilm.
Denkst du, dass es wichtig ist, Kinderfilme fürs Kino zu machen? Damit die Kids nicht mehr nur noch vor der Glotze hängen? Welche Rolle hat das Kino in deiner Kindheit gespielt?
Ich gehe mit meiner Tochter gerne ins Kino und mache das auch lieber, als sie Netflix gucken zu lassen. Ich selbst versuche es auch, einmal die Woche ins Kino zu gehen. Ich war früher vor allem viel im Theater, weil meine Eltern dort gespielt haben. Ans Kino kann ich mich wirklich wenig erinnern bis ich etwa zehn Jahre alt war. Was mir mein Vater aber beigebracht hat: Man darf aus einem Film rausgehen, wenn er einem nicht gefällt. Wir haben uns damals „Dr. Doolittle“ mit Eddie Murphy angeschaut und sind nach 20 Minuten rausgegangen.
Ein klassischer Denkfehler. Man glaubt, man habe jetzt schon so viel Zeit – in anderen Fällen auch Geld oder Liebe – investiert, dass man eine Sache, die man eigentlich furchtbar findet oder die ganz offenbar nichts bringt, nicht loslassen kann. Schlechte Bücher, miese Beziehungen, wenig lukrative Geschäfte oder eben blöde Filme …
Genau. Aber warum? Das sollte man nicht machen.
Wenn du dir jetzt den Wunsch des Kinderfilms erfüllt hast … was fehlt noch? ein Horrorfilm vielleicht?
Ja, super gern. Warum nicht?
Und was kommt tatsächlich als Nächstes?
Im März läuft ein Dreiteiler von der UFA auf der ARD, „Unsere wunderbaren Jahre“, nach dem Roman von Peter Prange. Und nächste Woche fange ich wieder an zu drehen mit Regisseur Lars Kraume, mit dem ich auch „Die neue Zeit“ gemacht habe.
Mit Anna Maria Mühe sprach Nicole Ankelmann
„Lassie“ läuft seit dem 20. Februar in den Kinos.