Als sich Oasis 2009 trennten – so weit, wie es unter Brüdern nur möglich ist – spaltete das auch die Anhängerschaft der einstigen Britpop-Götter in zwei Lager. Auf der einen Seite jene, die Noel Gallagher folgten, der mit den High Flying Birds 2011 ein überzeugendes erstes Soloalbum vorlegte.
Auf der anderen Seite jene, die Liam Gallagher den Vorzug gaben, wenngleich das erste Album seiner neuen Band Beady Eye – „Different Gear,Still Speeding“ – im Vergleich zum Werk des älteren Bruders eher der Bedeutungslosigkeit zuträglich war.
Nun legen Liam & Co. mit „BE“ nach und haben dazu gelernt. War das Debüt noch ein Mix aus durchaus bemerkenswerten Nummern wie dem Opener „Four Letter Word“ und dem gelungenen Abschluss „The Morning Son“ und eher unnötigen Stücken wie „The Beat Goes On“ und „Beatles And Stones“, gestaltet sich „BE“ in seiner vollen Länge so angenehm wie überraschend. Schon zum Start gibt es mit „Flick Of The Finger“ einen ersten Eindruck des auch stimmlich verbesserten Liam, der hier Velvet Unterground mit Primal Scream zusammenbringt, was unterm Strich wieder verdammt nach Oasis klingt. Vor dem Hintergrund, dass Gitarrist Gem Archer diesen Song die Visitenkarte der neuen Beady Eye-Ära nannte, überrascht Song Nr. 2, „Soul Love“, beinahe, das mit elektronischen Klängen von Produzent – und TV On The Radio-Gitarrist – Dave Sitek recht zurückgelehnt wirkt. Laut Liam eine „Space Odyssey, with the baby going to the moon“. Zeigt „Face The Crowd“ einmal mehr die runderneuerten Beady Eye, erinnert „Second Bite Of The Apple“ akustisch an Mark Oliver Everett und seine Eels. „Beatles on ecstasy“ nennt es Liam, was bei „Iz Rite“ nach dem balladesken „Soon Come Tomorrow“ geschieht, und tatsächlich sind die Einflüsse gut gelaunter Pilzköpfe unüberhörbar. Immer wieder aber verarbeitet Liam in seinen Songs auch die schwierige Beziehung zum Bruder, so richtet sich „Don’t Brother Me“ wohl recht eindeutig an Noel. Zitat: „“Always in the sun, with your Number One… sick of all your lying, your scheming and your crying.” Oder: „“Come on and give peace a chance, take my hand, be a man.” Am Ende ist die Trennung von Oasis für Fans der Band doch längst ein Geschenk, das uns jetzt mit gleich zwei Künstlern bzw. Bands und damit doppelt so viel guter Musik versorgt.