„Mimimi“ ist das erste, was man vernimmt, wenn das Gespräch auf den aktuell immer enormere Ausmaße annehmenden EDM-Trend kommt. Und da macht es keinen Unterschied, ob cooler Underground- oder gescheiterter Kommerz-DJ, in diesem Fall sind sich alle einig: EDM und alle, die sich damit die Taschen voll machen, sind scheiße.
Ich kann mich noch erinnern, dass es die Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre aus dem Underground ans Tageslicht gezerrte Technobewegung war, die sich für Respekt und Toleranz aussprach. Und nun sind es ausgerechnet ihre – teils nachgerückten – Protagonisten, die den Mund für ihr persönliches „Mimimi“ am weitesten aufmachen. Doch wie kommt man überhaupt darauf, EDM in direkten Vergleich mit der mehr oder weniger undergroundigen Clubszene zu setzen? EDM ist doch viel eher eine neue Musikrichtung, die gerade junge Leute – meist ein bis zwei Generationen jünger als die Klagenden selbst – anspricht. Wieso wird sich über die Gagen, Allüren und Rider von Künstlern wie Steve Aoki und Avicii aufgeregt, statt belustigt darüber hinweg zu sehen? Immerhin bestimmen Angebot und Nachfrage den Markt.
Vielleicht sollte sich der eine oder andere lieber mal Gedanken darüber machen, warum er mit seinem Sound die jungen Leute nicht erreicht. Eventuell, weil er die ganz jungen Menschen auf seiner ach so undergroundigen Clubveranstaltung ja eigentlich sowieso nicht haben will? Warum also nicht leben und leben lassen? Niemand frisst hier doch dem anderen die Butter vom Brot. Die Künstler, die am lautesten weinen, würden vermutlich nicht nein sagen, böte ihnen ein Großveranstalter einen Batzen Kohle für einen einstündigen Auftritt an. Zumal mancher Guetta-Fan mit wachsender Reife und über Umwege womöglich auch jene Artists für sich entdeckt, die nicht auf den ganz großen Bühnen stehen. Da wären ein wenig mehr Toleranz, Respekt und ja sogar Dankbarkeit angebracht.
Wohin Engstirnigkeit und Dummheit im Ernstfall führen, belegte gerade erst Frankreich im Zuge der Europawahl. Und auch meine Heimatstadt Dortmund hat sich bei der Kommunalwahl nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nun sitzt dort der einschlägig vorbestrafte SS-Siggi im Stadtrat. Glückwunsch. Intoleranz und rechte Gesinnung sind also wieder mal auf dem Vormarsch. Menschen wie Marine Le Pens, Siegfried Borchardt und all ihre Anhänger sollten euch Angst machen, aber sicherlich nicht Axwell, Hardwell, Farewell und wie sie alle heißen.