Nach „Dark“ und „Dogs of Berlin“ schickt Netflix mit „how to sell drugs online (fast)“ – kurz „htsdo(f)“ – die dritte deutsche Serie ins Rennen. Viel kann dabei nicht schiefgehen, denn hinter dem Projekt steht die auch fürs „Neo Magazin Royale“ verantwortliche Bildundtonfabrik aus Köln. Und dass man hier weiß, wie man die Generation Z erreicht, ist unumstritten. Dazu setzte man mit Arne Feldhusen und Lars Montag auf zwei erfahrene Regisseure, dazu gesellt sich ein illustrer Cast. Mit den noch recht frischen Gesichtern Maximilian Mundt als Moritz und Danilo Kamperidis als Lenny sowie Bjarne Mädel als schmierigem Drogenhändler Buba ist für beste Unterhaltung gesorgt.
Der uncoole Moritz möchte seine Ex-Freundin zurückgewinnen. Die hat in ihrem USA-Austausch einen Faible für Ecstasy entwickelt, und so beschließt der Geschasste mit seinem besten Freund, Computer-Nerd Lenny, im Darknet selbst Pillen zu verkaufen, um so an Coolness dazu- und seine Freundin zurückzugewinnen. Kein besonders ausgereifter Plan, denn mit Dealern wie Buba möchte man eigentlich lieber keine Geschäfte machen.
„htsdo(f)“ ist eine rasante Coming-of-Age-Geschichte über Liebe und Freundschaft, aber auch über Selbstüberschätzung und falsche Entscheidungen. Schnitt und Postproduktion haben am Ende ein wahres Bilderfeuerwerk entstehen lassen, bei dem ein Großteil der Kommunikation auf digitalen Medien fußt. Warum die Serie aber auch für Menschen jenseits der Generation Z funktioniert, wollte n-tv.de von Bjarne, Maximilian und Danilo wissen.
n-tv.de: Für euch alle drei ist es die erste Netflix-Produktion, für Maximilian und Danilo außerdem aber auch die erste so richtig große Nummer überhaupt. Mit wie viel Respekt seid ihr an das Projekt herangegangen?
Danilo Kamperidis: Ich hatte als Jugenddarsteller schon einmal eine Hauptrolle, aber das war jetzt natürlich schon noch mal was ganz anderes. Es war eine Riesenehre und es ist schon mehr als Respekt, eher so eine Art Lampenfieber, das da mitschwingt. Das hat eine ganz andere Reichweite als rein deutsche Produktion, die natürlich cool sein können, wenn die Rolle stimmt.
Maximilian Mundt: Als die Zusage kam, hatte ich vor allem Angst, dass sie sich nochmal umentscheiden. Die hatte ich bis zum ersten Drehtag. Als ich beim Casting war, war die Rolle nämlich eigentlich schon besetzt. Ich bin für Lenny gecastet worden. Dann hat man mich angerufen und gefragt, ob ich nochmal vorbeikommen könnte, um für Moritz vorzusprechen. Also dachte ich, wenn das einmal passiert, kann das auch nochmal passieren. (lacht)
Bjarne Mädel: Für mich hat es in der Arbeit keinen Unterschied gemacht. Ich bin da nicht anders rangegangen, nur weil das Ergebnis bei einem Streamingdienst zu sehen sein wird. Es waren für mich Drehtage wie bei jeder anderen Produktion. Aber cool ist es natürlich, dass wir nun in so viele Länder versendet werden. Ich habe mich jetzt schon auf Türkisch spielen sehen und beherrsche das nun fließend.
Das Ganze ist in vielen Sprachen in 190 Ländern abrufbar. In der englischen Version habt ihr euch selbst synchronisiert …
Maximilian: Es ist tatsächlich witzig, sich die Serie in anderen Sprachen anzusehen. Die selbst synchronisierte englische Fassung anzuhören ist aber schon merkwürdig.
Danilo: Das war allerdings super aufregend, wir haben das ja beide vorher noch nie gemacht. Es ist schwierig, sich gleichzeitig auf Aussprache, Spiel, Schnelligkeit und mögliche Veränderungen zu konzentrieren. Hat aber alles geklappt.
Neben den charmanten Charakteren lebt „htsdo(f)“ vor allem von der Arbeit im Schnitt und in der Postproduktion. Hat sich für euch schon beim Lesen des Drehbuchs das Tempo und die Idee dieser Serie vermittelt?
Maximilian: Für mich war alles völlig neu beim Sehen. Die haben noch mal ordentlich rumgebastelt und geile Sachen gemacht.
Bjarne: Ich hab mir gedacht, dass die Serie einen schnellen Rhythmus haben wird, denn die Folgen haben angenehm viel Inhalt für eine halbe Stunde. Da passiert eine ganze Menge. Und es wurde mir auch vorher so verkauft, dass die neuen Medien ihren Platz dort finden werden. Man muss beim Gucken schon wach sein und aufpassen, weil viele Sachen parallel passieren. Aber die Zielgruppe ist es ja gewohnt, mit so vielen Dingen gleichzeitig umzugehen.
Zielgruppe der Serie ist damit also die Generation Z. Oder glaubt ihr, dass auch ältere Zuschauer etwas damit anfangen können?
Bjarne: Also, ich konnte noch folgen …
Du wusstest aber auch schon vorher, worum es geht.
Bjarne: (lacht) Stimmt, ich hatte da einen Vorteil. Damit kann ich das gar nicht als neutraler Zuschauer beurteilen.
Danilo: Natürlich ist es eine Young-Adult-Serie, aber in erster Linie hat es damit zu tun, wie medienaffin man ist. Und Leute, die nicht so medienaffin sind oder auch Eltern können noch eine Menge dabei lernen.
Maximilian: (lacht) Aufklärungsmaterial für Eltern, damit sie wissen, was gerade in den Kinderzimmern passieren könnte.
Die neuen Medien spielen in der Serie also eine zentrale Rolle. Bjarne, wie hältst du es als Teil der Generation X privat damit? Bei Instagram bist du verhältnismäßig aktiv.
Bjarne: Ich versuche, Instagram hauptsächlich beruflich zu nutzen. Anfangen habe ich damit, weil ich mit Lars Eidinger gedreht habe und ich es oft unterhaltsam finde, was er so postet. Er hat einfach einen schönen Blick für Kuriositäten und ist dabei absolut schonungslos. Persönlichkeitsrechte kennt er gar nicht. (lacht) Das fand ich spannend und habe langsam auch so einen Blick entwickelt, sodass ich heute mehr Sachen sehe, die mir selbst Freude machen. Kuriose Dinge eben. Ansonsten benutze ich es aber mehr als Werbefläche.
Hauptfigur Moritz steigt ins Drogengeschäft ein, um seine Ex zurückzugewinnen. Könnte eine solche Verzweiflungstat auch von euch stammen? Sind Teenager heute einfach so?
Maximilian: Moritz reagiert etwas über in der Situation, finde ich. (lacht) Es hätte ihm gutgetan, mal eine Woche durchzuatmen und zu weinen. Es ist schon krass unreflektiert. Jugendlich und naiv.
Danilo: Alterstechnisch bin ich nicht sehr weit weg von Moritz und Lenny, aber selbst so reagieren würde ich nicht. Kriminiell werden für die Liebe? Ich glaube, jemand, in den ich mich verlieben würde, wäre davon auch wenig begeistert. Ich würde stattdessen vielleicht lieber eine Netflix-Serie drehen. (lacht)
Das klingt alles so vernünftig. War es früher anders, Bjarne?
Bjarne: Was wirklich Schlimmes habe ich auch nicht gemacht. Ich wollte aber tatsächlich mal ein Moped klauen, weil ich es mir so gewünscht habe, damit herumzufahren. So eine 80er. Das habe ich dann aber Gott sei Dank nicht gemacht, sondern bin im Hafen arbeiten gegangen und habe mir das Geld verdient, um mir eine zu kaufen. Aber eine Weile bin ich durch die Gegend gelaufen mit dem Gedanken, so ein Ding einfach zu knacken. Da wollte ich aber nicht direkt einer bestimmten Person imponieren, sondern … der Welt. (lacht)
Danilo und Maximilian, wie sieht es bei euch aus? Jemals Ecstasy probiert? Im Darknet gesurft?
Danilo: Ich habe mir nach dem Casting mal den Thor-Browser heruntergeladen und geguckt, was es da alles so für Seiten gibt. Dann habe ich das aber ganz schnell wieder gelöscht, das war mir zu verrückt. Für die Szene, in der Lenny Ecstasy nimmt, habe ich mir – ganz typisch Generation Z – Videos bei Youtube angeguckt. Da gibt es ganz viele Leute, die das vor der Kamera machen oder zumindest davon erzählen. Zum Glück bin ich Schauspieler.
Max: Ich bin ein totaler Schisser. Ich hab mir nicht mal das Darknet angeguckt. Fallschirmspringen und sowas finde ich allerdings cool.
Ein interessanter Ansatz, Angst zu definieren. Was erhofft ihr euch von „htsdo(f)“? Eine zweite Staffel ist ja durchaus möglich. Aber wollt ihr auch abseits davon zukünftig weiter an der Schauspielerei festhalten?
Maximilian: Erstmal abwarten. Momentan kennt uns ja immer noch keiner. Ich war ja schon überrascht, dass ich das Casting hatte und die Rolle bekommen habe, weil ich vorher zwei Jahre lang kaum was gedreht hatte. Ich versuche, meine Erwartungen so gering wie möglich zu halten, um nicht enttäuscht zu werden.
Gibt es einen Plan B?
Danilo: Ja klar. Maxi ist Fotograf, Künstler, Filmemacher und was nicht alles. Der hat auf jeden Fall sein Standbein. Ich kam gerade aus dem Abi, als ich die Rolle bekommen habe. Ich strecke meine Fühler jetzt aus, habe aber auch noch andere Interessen als die Schauspielerei. Ich hätte mega Lust, zu studieren. Aber natürlich habe ich auch Blut geleckt.
Maximilian: Klar hofft man drauf und checkt jeden Tag seine E-Mails.
Bjarne, bei dir stellt sich die Frage ja nicht mehr. Gefühlt wird derzeit alles, an dem du beteiligt bist, ein Erfolg. Dazu kommt noch, dass dich irgendwie jeder kennt und mag. Fühlt sich das für dich genauso an?
Bjarne: Ich kriege das selber gar nicht so mit, wie bekannt ich bin. Ich bin heute zum Beispiel von Berlin nach Köln geflogen – was ich normalerweise versuche zu vermeiden – und der Pilot kam nach der Landung aus dem Cockpit und hat gesagt : „Schönen Tag, Herr Mädel“. Selbst der wusste also, dass ich mitfliege, das ist dann schon komisch. Also bin ich anscheinend doch schon bekannt. Oder er war einfach ein Fan vom „Tatortreiniger“.
Was glaubst du, macht deinen Erfolg aus? Und wo soll das alles noch hinführen? Hast du konkrete Ziele?
Bjarne: Zum Erfolg kann ich selber schwer was sagen. Ich hatte Glück mit tollen Projekten und Kollegen. Ich bin aber auch sehr ehrgeizig, Ich wollte Theater spielen, also habe ich das gemacht. Ich wollte zum Fernsehen, also bin ich da hin, dann kam Kino, weil ich das wollte. So langsam habe ich das Gefühl, ich sollte mich auch mal entspannen. Logische Folge wäre jetzt vielleicht, Regie zu führen. Und das mache ich sehr wahrscheinlich im nächsten Jahr.
Wie kommt es denn dazu? Hast du das auch forciert?
Bjarne: Ich bin als Hauptrolle in einem Film gesetzt und da war dann die Frage, wer Regie führen soll. Der Produzent hatte einige Leute auf dem Zettel und bei einem habe ich – eigentlich im Spaß und leichtsinnigerweise – gesagt: „Also, bevor der das macht, mach ich es lieber selber.“
So schnell kann es also gehen. Du sagtest gerade, dass du normalerweise nicht innerhalb Deutschlands fliegst. Zum Wohle der Umwelt?
Bjarne: Ja, genau. Als wir vor ein paar Jahren „Stromberg“ gedreht haben, da war es normal, dass die Schauspieler geflogen sind. Das hat man auch gar nicht groß hinterfragt. Ich habe eine Zeitlang in Hamburg Theater gespielt und zeitgleich in Köln gedreht. Da bin ich jeden zweiten Tag hin und her geflogen, das wäre anders gar nicht gegangen. Das war nicht gesund, weder für mich noch für die Umwelt. Mittlerweile hat glücklicherweise auch bei Filmproduktionen ein Umdenken stattgefunden und es ist eher normal, dass du mit dem Zug fährst.