„Bang Boom Bang“-Regisseur Peter Thorwarth liefert nach seinem ersten Netflix-Überraschungshit „Blood Red Sky“ dessen Nachfolger „Blood & Gold“ ab. Dass auch der Mix aus Kriegsfilm, Western und Satire funktioniert, liegt nicht allein an Darstellern wie Robert Maaser und Alexander Scheer.
Als 2021 mit „Blood Red Sky“ Peter Thorwarths erste Regiearbeit für Netflix on air ging, brachte es das Vampir-Action-Spektakel, das sich an Bord eines Flugzeugs abspielt, in den ersten 30 Tagen auf 110 Millionen Streamingstunden. Das hat davor und danach kein anderer Film bei Netflix geschafft. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an dessen Nachfolger „Blood & Gold“, der jetzt ins Rennen um die Goldmedaille startet.
16 Jahre lang wollte das Drehbuch von Stefan Barth niemand haben, bis Thorwarths Netzwerk schließlich doch noch den Erfolg brachte und es bei dem Streamingriesen landete. Glücklicherweise, muss man wohl sagen, denn der Mix aus Nazi-Kriegsfilm, Satire und Tarantino-ähnlichem Western hätte als deutsche TV- oder Kinoproduktion womöglich anders ausgesehen und weniger gut funktioniert.
Schelte für Nazis
Wir schreiben das Jahr 1945, der Zweite Weltkrieg wird erst in einigen Monaten sein Ende finden. Und so musste Wehrmachtssoldat Heinrich (Robert Maaser) desertieren, um nach dem viel zu frühen Tod seiner Frau endlich zurück zu seiner Tochter zu gelangen. Auf dem Weg in seine Heimatstadt Hagen gerät er in der Nähe eines kleinen Ortes namens Sonnenberg in die Fänge einer Gruppe von Nazis. Die sind unter der Leitung ihres fanatischen Anführers Von Starnfeld (Alexander Scheer) auf der Suche nach einem Goldschatz und gehen dafür erwartungsgemäß über Leichen.
Allerdings nicht über die von Heinrich, den die Truppe unter Großmaul Kemper (Christian Schneeweiß) zwar an einem Baum aufknöpft, der aber gerade noch rechtzeitig gerettet wird. Dafür verantwortlich ist die junge Witwe Elsa (Maria Hacke), die mit ihrem Bruder Paul (Simon Rupp) auf einem abgelegenen Hof lebt und sich fortan um Heinrichs Genesung kümmert. Doch die SS-Schergen kehren zurück, um ihre Vorräte aufzufüllen. Nicht nur das ungleiche Trio muss sich ihnen widersetzen, auch die Bevölkerung von Sonnenberg (Jördis Triebel, Christian Kahrmann, Stephan Grossmann, Florian Schmidtke u.a.) will den sadistischen Haufen so schnell wie möglich wieder loswerden.
Tarantino-ähnlicher Look & Feel
Was jetzt erstmal nach einer überschaubaren Handlung klingt … ist es auch. Dennoch liefert „Blood & Gold“ fast die vollen 100 Minuten Spielzeit über beste Grindhouse-Unterhaltung. Das liegt unter anderem an dem bereits erwähnten und überzeugenden Genre-Mix, der dafür sorgt, dass die fiesen Nazi-Halunken in schönster Saloon-Prügel-Manier ordentlich brutal auf die SS-Schirmmütze bekommen. Etwas, das man in dieser Konsequenz bei deutschen Produktionen nicht unbedingt gewohnt ist.
Unterlegt sind die härtesten Splatter-Szenen gerne mal mit Musik von Künstlerinnen wie Marlene Dietrich, was mal mehr, mal weniger gut funktioniert. Ansonsten setzt Thorwarth auf einen Italo-Western-ähnlichen Score, was sein Ansinnen, etwas in diesem Stil zu erzählen, fett unterstreicht. Und das nicht nur in den akribisch choreografierten Kampfszenen mit vielen Stunts und blutigem Ende.
Maaser, Hacke und Scheer überzeugen
Auch der Cast kann sich sehen lassen. Robert Maaser spielt Heinrich als einen zerrissenen Mann, vor Kraft strotzend und dennoch verletzlich. Marie Hacke ist die taffe Bäuerin, die sich aufopferungsvoll um ihren beeinträchtigten Bruder und nun auch noch um Heinrich kümmert, sich aber auch selbst gegen die körperlich überlegenen Nazis zu wehren weiß. Und der von Thorwarth schon bei „Blood Red Sky“ hofierte Alexander Scheer verkörpert mit vollem Einsatz seines Talents einen skurrilen Bösewicht, der in seinem Fanatismus, seiner Goldgier und seiner Unmenschlichkeit absolut hassenswert ist.
An der einen oder anderen Stelle bricht sich bei all der Düsternis des Themas Krieg schwarzer Humor Bahn, was dem Film zusätzlich ein Flair verleiht, das an frühere Arbeiten von Quentin Tarantino erinnert. Die Ähnlichkeiten sind auch im Look des Films nicht zu übersehen, sodass man hier wohl eher von Absicht als von Zufall sprechen kann. Zwar reicht „Blood & Gold“ an dieses wahrlich große Vorbild nicht ganz heran, gehört aber dennoch sicherlich zu den sehenswerten Filmen, die Netflix zu bieten hat.