Benjamin Griffey ist ein Künstler, der uns schon mehrfach gezeigt hat, das deutscher Rap keinesfalls nur von bösen Jungs gemacht werden kann. Der sympathische Ex-Amerikaner mit den deutschen Wurzeln und der ebenfalls deutschen Pubertätssozialisierung ist prädestiniert dafür, seinen jungen wie bisweilen auch älteren Anhängern mit biografisch gefärbten und sehr persönlichen Texten immer wieder aus der Seele zu sprechen.
Von einigen der sogenannten Realkeeper nur bedingt als Rapper ernst genommen, ist es der Erfolg, der dem 31-Jährigen Recht gibt. Schon sein zweites Album „XOXO“ landete 2011 ohne Umschweife auf Platz 1 der Media Control Charts und fuhr recht bald Gold ein. Nun steht als mit „Hinterland“ das dritte Album des Wahlberliners bereit, mit dem er sich musikalisch noch einmal neu definiert. Casper stur dem Genre HipHop zuzuordnen, wird ihm schlicht nicht gerecht. Vielmehr ist „Hinterland“ durchaus auch mit Folk-Elementen und einer ordentlichen Portion Pop gesegnet, funktioniert bisweilen als Singer/Songwriter-Album, wenngleich Casper laut eigener Aussage rappt, weil er eben nicht singen kann. Songs wie „Im Ascheregen“ sind seine Art, sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen und damit die jungen Mitglieder unserer heutigen digitalisierten Überflussgeschellschaft dazu zu zu animieren, sich einzumischen, anstatt sich nur für das neueste Smartphone und die nächste Party zu interessieren. Dieses Konzept geht auf.
Bodenständigkeit, Ehrlichkeit und Emotionalität sind die Säulen, auf denen Caspers Standing fußt. Dass es auch musikalisch passt, dafür hat im Fall von „Hinterland“ u.a. Konstantin Gropper aka Get Well Soon gesorgt. Gemeinsam hat man sämtliche bunten musikalischen Einflüsse aller Beteiligten zu bündeln geschafft und mit ihnen etwas Neues geschaffen. Im Vorfeld zum Release veröffentlichte Casper eine Liste von 13 Songs, die ihn zur Musik auf „Hinterland“ inspiriert haben, darunter Bands wie The Shins, Arcade Fire, Daughter, Vampire Weekend und Frank Turner. So bunt wie diese Auswahl ist dann am Ende auch Caspers drittes Album, das in Sachen Erfolg „XOXO“ durchaus noch den Rang ablaufen könnte. Ein bisschen Stadionsound mit dem nötigen Pathos, und doch strotzend vor Authentizität, verwurzelt im Rap und doch längst zu groß für dieses Genre …