Wer Dallas Green eher in seiner Funktion als Frontman der Post Hardcore-Band Alexisonfire kennt, hätte ihm die sanften Töne, die er mit seinem Soloprojekt City And Colour anschlägt, wohl nie zugetraut. Nach einer ersten Single und einer EP in 2005 folgt noch im selben Jahr mit „Sometimes“ das erste Soloalbum des Kanadiers.
Gefühlvolle, zurückgenommene Songs, in erster Linie getragen von Dallas’ plötzlich ach so sanfter Stimme und seiner Akustikgitarre. Schmerz, Selbstzweifel und Hoffnung vereinen sich zu einem wirklich großartigen Debüt, das zu keinem Zeitpunkt im Kitsch versinkt. 2009 folgt „Bring Me Your Love“, das zweite Album im Alleingang, und wieder setzt Green auf rustikale Akustiksongs voll persönlicher Tiefe und verzückt mit seiner ganz speziellen Tattoo-Poesie. Mal eine Mundharmonika, mal ein Schlagzeug oder ein Klavier, aber alles eher dezent eingesetzt und immer auf den Punkt. Album Nr. 3 in 2011 geht da schon etwas andere Wege. „Little Hell“ heißt es, und Green verabschiedet sich von der sparsamen Instrumentierung zugunsten eines klassischen Bandcasts, jedoch weiterhin mit der zarten Melancholie, die City And Colour zu einem echten Ausnahmeprojekt macht. Eingängiger, aber nach wie vor berührend.
Nun ist sein vierter Sololongplayer „The Hurry And The Harm“ da, der noch ein bisschen folkloristischer anmutet als seine Vorgänger. Aufgenommen wurde er – wie schon „Little Hell“ – in Nashville, Tennesse, was den gesteigerten Country-Einschlag erklären könnte. Jack Lawrence von Dead Weather war am Bass dabei, Bo Koster von My Morning Jacket am Keyboard. Das Schlagzeug bedienten wechselweise Matt Chamberlain von Pearl Jam und James Gadson, der bereits für BB King und Bill Withers arbeitete. An der Pedal Steel machte sich Spencer Cullum von Caitlin Rose zu schaffen. Die Gitarre klingt weniger rau, die umfassende Instrumentierung macht alles noch ein Stück zugänglicher, was dem Ganzen leider ein wenig den früheren Charme raubt. Nichtsdestotrotz ist auch dieses Album wieder ein Meisterwerk des melancholischen Songwritings voll wunderbarer Melodien und anrührender Texte. Nur eben massenkompatibler aufbereitet als in City And Colours Anfangstagen. Ein womöglich ja ganz logischer Schritt, hat Green bei Alexisonfire doch längst das Handtuch zugunsten seiner Solokarriere geworfen.