Es gibt Orte auf dieser Welt, die – von einer gewissen Mystik umgeben – allem Weltlichen entrückt scheinen und Menschen aus anderen, sachlicheren Gegenden den Eindruck einer außerirdischen Einzigartigkeit vermitteln. Skandinavien hat einen solchen Ruf. Hier sind es insbesondere Island und die Färöer-Inseln, die einen ins Schwärmen geraten lassen und deren Bedeutung für den musikalischen Zeitgeist unüberhörbar ist.
Diese Orte bringen einen ganz besonderen Schlag Musiker hervor. Mehr Wesen als Mensch, mehr Traum als Realität. Während Björk, Sigur Rós, Olafur Arnalds und Gus Gus Aushängeschilder der isländischen Musikszene sind, steht das Label TUTL mit seinen Künstlern für den Sound der Färöer-Inseln.
1977 vom dänischen Jazzmusiker und Komponisten Kristian Blak gegründet, kümmert sich TUTL um Musiker ganz unterschiedlicher Genres – von Avantgarde bis Viking Metal. Inspirationsquellen gibt es auf den Färöer-Inseln zur Genüge. Die autonome, zur dänischen Krone gehörende Gruppe aus 18 Inseln im Nordatlantik beheimatet rund 50.000 Einwohner, die sich als eigenständiges Volk betrachten und dies mit einer ebenso eigenständigen Sprache untermauern. Das wechselhafte Wetter dominiert die Lebenshaltung des gesamten Inselvolks und sorgt für viel Nebel, aber auch ein sattes Grün der Wiesen und einen andersartigen, spannungsvollen Output auf Seiten der Musiker. Neben einem eigenen Symphonieorchester, einem berühmten Chor und einem wichtigen Sommerfestival für zeitgenössische und klassische Musik, sind es Künstler wie Teitur, Eivør Pálsdóttir, Feðgar, Høgni Reistrup, Hamferð und Týr aus dem TUTL-Umfeld, deren Musik die Lebenshaltung der Färinger widerspiegelt.
Einer der auch jenseits der Inselgrenzen bekannten Künstler ist Teitur, der unter anderem bereits Alben wie „Poetry & Aeroplanes“, „The Singer“ und „Let The Dog Drive Home“ bei uns veröffentlichte. Nun rückt mit Eivør Pálsdóttir eine der wichtigsten Künstlerinnen der Region nach und veröffentlicht ihr neues Album „Room“ auch in Deutschland. Oft gehandelt als „färöische Björk“ bezieht sich diese Bezeichnung jedoch eher auf die kulturelle Nähe zu Island als wirklich auf die Musik. Ihre engelsgleiche Stimme vereint sich mit Elementen aus Jazz, Folk, Ethnopop und TripHop, bezieht aber durchaus auch Klassik und kirchliche Musik mit ein und steht vor allem auch für färöische Volksmusik. Wie die Viking Metal-Band Týr schreibt und singt Eivør in ihrer Muttersprache. Englische Versionen ihrer Songs werden lediglich für ihr internationale Publikum aufgenommen. Da es das erste Mal ist, dass Eivørs Musik auch in Deutschland veröffentlicht wird, bedankt sie sich für diese Ehre mit einer Tour im November.